10.12-15.12
Endlich soll es nun zum buddhistischen Kloster zum Meditieren gehen. Wir besteigen ein Pickup-ähnliches öffentliches gelbes Taxi. Links und rechts auf der überdachten Ladefläche ist eine Sitzbank montiert, auf der jeweils etwa fünf bis sechs Personen Platz finden können. Die zweistündige Fahrt führt weiter Richtung Nordwesten fast bis zur Grenze zu Myanmar. Dabei geht es langsam, aber sicher immer tiefer in die Berge. Ab und an bleibt der Fahrer am Straßenrand stehen, um Einheimische mitzunehmen. Während wir die kurvenreiche Straße entlangfahren, die phasenweise mit wolkenähnlichem Nebel bedeckt ist, oder auch mal einen Weitblick zulässt, sind wir schon ein bisschen aufgeregt, was uns im Kloster erwarten wird. Werden wir es schaffen, ein paar Tage nicht zu sprechen? Wie wird wohl die Schlafsituation sein? Und vor allem, werden wir es schaffen, uns daran zu gewöhnen, dass es abends nichts zu essen gibt? Aber gut, das lassen wir jetzt einfach auf uns zukommen, etwas anderes bleibt uns eh nicht übrig. Als wir ankommen, sollen wir uns an einer kleinen Rezeption registrieren. Eine Deutsche, die schon einige Jahre hier lebt, und eine Thailänderin begrüßen uns und führen uns zu unseren Schlafräumen. Wer jetzt Betten erwartet, ist falsch gewickelt, denn man bekommt nur dünne Matten ausgehändigt, die man dann auf einen gefliesten Boden legt. Dazu zwei dünne Decken und ein Kissen. Anscheinend gehört es dazu, auf zu viel Luxus zu verzichten. Kathi’s Schlafraum ist groß und es finden ungefähr 30 Frauen darin Platz. Bei Jonas sind es nur 10 andere, und der Raum ist wesentlich kleiner.


Außerdem dürfen wir uns etwas zum Anziehen aussuchen. Man hat die Wahl aus allerlei bequemen weißen Klamotten. Fertig eingekleidet schauen wir uns erstmal ein bisschen das Areal an. Bis zur Einführungsrunde haben wir schließlich noch eine Stunde Zeit. Das Gelände ist riesig und überaus gepflegt. Umgeben von felsigen Bergen und Wäldern liegen die vielen einzelnen Gebäude und Tempel des Klosters. Zwischendrin gibt es immer wieder Teiche mit Fischen, kleine Flüsse und freundliche Hunde, die einen begrüßen. Wenn man den Bambuswald betritt, gelangt man zu einigen Höhlen, die mit Statuen geschmückt sind. Außerdem gibt es einen goldenen Tempel, der im Sonnenlicht glitzert. Wir verstehen, wieso es sich hier gut meditieren lässt. Es ist wirklich einer der friedlichsten Orte, an dem wir je waren.







Um 16 Uhr geht’s dann los zur Einführungsrunde. Es sind circa 20 andere neue Leute erschienen, die mit uns die Einführung machen. Die Deutsche erklärt, was es alles zu beachten gibt. Zum Beispiel gibt es einige Regeln, die man in Gegenwart der Mönche einhalten muss. So gibt es eine gewisse Art, sich hinzusetzen, wenn man in Richtung einer Buddha-Statue oder eines Mönches sitzt. Man darf nie die Fußsohlen in dessen Richtung zeigen lassen. Im Schneidersitz oder kniend ist hingegen zulässig. Außerdem muss man die Mönche immer, bevor man sie anspricht, mit seinen Händen vor dem Herzen gefaltet grüßen. Die Mitarbeiterin erklärt uns dann den Tagesablauf. Um 5 Uhr morgens soll man aufstehen, für sich im Zimmer oder draußen meditieren und sich dann anschließend um 6:30 Uhr in der Meditierhalle zusammenfinden. Dort findet dann das sogenannte „Rice Offering“ an die Mönche statt. Jeder bekommt einen Teller mit etwas Reis. Wir setzen uns damit auf den Boden und warten, bis die Mönche eintreffen. Diese haben jeweils eine Schüssel bei sich, in die dann jeder einen Löffel Reis gibt. Sie gehen praktisch reihum und sammeln den ganzen Reis ein, den wir in unseren Tellern haben, denn die Mönche dürfen anscheinend nur den Reis essen, der ihnen von uns gegeben wird.

Danach geht’s dann zum Frühstücken. Der Essensraum ist genau wie die Meditationshalle zu allen Seiten offen und ist in zwei Gebiete unterteilt. Auf der einen Seite essen die, die während ihres Aufenthalts sprechen, und auf der anderen Seite die, die schweigen. Während einige die Gelegenheit für sich nutzen, um sich auszutauschen, lesen andere stillschweigend und nachdenklich in Büchern und wieder andere essen mit geschlossenen Augen langsam das leckere Essen.

Im Anschluss haben wir eine Stunde für uns. Perfekt für einen kurzen Spaziergang zum nahegelegenen Teich mit Springbrunnen, um dort weiter in der Einführungslektüre zu Meditation zu lesen. Durch diese Lektüre soll uns der Buddhismus und das Meditieren nähergebracht werden. Das Buch ist in viele Sprachen übersetzt und sogar auf Deutsch. Nach der kleinen Pause treffen wir uns erneut in der großen Meditationshalle zur Gehmeditation, was unser beider Favorit ist. Dabei gehen alle, also ca. 150 Personen, in ihren weißen Klamotten hintereinander die schönen Wege entlang. Dabei soll man sich ausschließlich auf seine Füße konzentrieren. Jede Bewegung soll bewusst wahrgenommen werden und gedanklich mit den Silben „Bud“ und „Dho“, einem traditionellen Mantra aus der buddhistischen Praxis, begleitet werden. Es soll uns voll und ganz beim bewussten Gehen unterstützen und dabei gleichzeitig das Träumen oder andere Gedanken unterdrücken. Die vormittägliche Gehmeditation ist magisch, da die ersten Sonnenstrahlen den Tag erwärmen und wir beobachten können, wie die etwa 200 Meter hohe angrenzende Felsspitze stetig weniger von Wolken oder Nebel verdeckt ist. Wir umrunden den goldenen Tempel und das Areal, in dem die Mönche schlafen, und sind nach einer Stunde wieder zurück im Meditationsraum.

Danach wird noch eine Weile im Liegen und dann im Sitzen meditiert.

Wenn wir das geschafft haben, geht es nach einer kleinen Pause auch schon weiter zum Mittagessen. Während es beim Frühstück meist nur eine kleinere Auswahl an Essen gibt, wird beim Mittagessen um 11 Uhr (und dem letzten Essen des Tages) richtig aufgetischt. Es gibt Reis, verschiedenste Gerichte aus Gemüse und Nudeln, Obst, Nüsse und sogar Süßigkeiten.


Außerdem kann man sich immer an Wasser, Kaffee und Grüntee bedienen. Diese Mönche leben nicht schlecht, denken wir uns! Nach dem Mittagessen hat man dann ein bisschen Zeit für sich, bevor man sich um 13 Uhr wieder kollektiv in der Meditationshalle trifft. Die Mönche sprechen ein bisschen über die Meditationspraxis und danach geht’s wieder zur gemeinsamen Gehmeditation. Da es nachmittags meist wärmer ist, geht diese Meditation in den schattigen Wald und zu Höhlen, in denen Statuen von Buddhas und Malereien zu sehen sind.





Danach wird wieder im Sitzen meditiert und anschließend setzt sich immer einer der Mönche zu uns und beantwortet alle Fragen, die die Menschen mitbringen.

Um 16 Uhr ist dann eine Stunde Arbeiten angesagt. Dabei sucht man sich einfach selbst etwas, was man machen möchte. Zum Beispiel kann man kehren, Blätter zusammenrechen, die Fische füttern, Bücher sortieren oder was einem sonst so einfällt. Nach einer Stunde Freizeit geht es dann zum sogenannten „Evening Chanting“. Dabei hat man ein Buch in der Hand, in dem Gebetsgesänge in den Sprachen Thailändisch, Chinesisch und Englisch stehen. Alle Sprachen werden dabei hintereinander von allen gesungen. Damit es einem dabei nicht langweilig wird, versucht man, die Aussprache von Thai oder Chinesisch so gut wie möglich zu erraten. Besonders im Chinesischen war es manchmal etwas schwierig.



Tja, und das war auch schon unser Tagesablauf.

Der wird dann jeden Tag wiederholt. Da wir drei Nächte im Kloster verbringen, beschließen wir, zwei Tage nicht zu sprechen. Naja, ein bisschen schummeln wir dabei schon, denn wir verständigen uns bei dringenden Anliegen dann einfach mit Zeichensprache, was natürlich eigentlich nicht unserer Abmachung entspricht, aber wir sind ja erst am Anfang unserer Meditationsreise und wollen uns auch noch steigern können. Insgesamt gefällt uns die Zeit dort wirklich gut und wir sammeln dabei Erfahrungen, die wir bei unserer Freiwilligenarbeit in einem buddhistischen Kloster in Taiwan im Januar bestimmt gut gebrauchen können. Bevor wir morgens wieder vom gelben Taxi abgeholt werden, überreicht uns ein Mönch noch Ketten mit einem Buddha-Anhänger und wünscht uns alles Gute für unsere weitere Reise.

Die Fahrt ist magisch, da sie früh morgens stattfindet und sich daher der Nebel noch um die Berge wickelt. Nach etwa zwei Stunden kommen wir wieder in Pai an und zu unserer Freude ist unser kleiner Bungalow in dem Hostel, in dem wir auch vor dem Kloster schon waren, schon bezugsfertig. Wir richten uns ein und genießen die schöne Aussicht von unserer Terrasse aus. Zum Mittagessen gehen wir zu einem nahegelegenen Restaurant mit Küche aus Myanmar. Das Essen schmeckt fantastisch. Zum Beispiel probieren wir einen Salat mit knusprigen Blättern aus Grüntee (ja, wir haben uns auch gewundert), Tomaten und fermentiertem Kohl, verfeinert mit Chili, Limettensaft, Sesamöl und Nüssen. Wir sind total begeistert von diesem einzigartigen Geschmackserlebnis. Danach schwingen uns auf den Roller, da Kathi noch eine Aktivität geplant hat. In Pai gibt es ein Hostel, welches jeden Morgen kostenlos Yoga anbietet. Zusätzlich gibt es auch den ganzen Tag über immer wieder Aktivitäten, bei denen man sich anschließen kann. Heute kann man zum Beispiel in einer Badewanne voll Eis baden. Da wir das beide noch nie gemacht haben, denken wir uns, dass das doch einen schönen Abschluss zum Meditieren darstellen würde. Als wir ankommen, sehen wir schon drei kleine Eiswannen stehen. Das Hostel ist wunderschön gelegen inmitten von Reisfeldern. Ein freundlicher Volunteer des Hostels erklärt uns, auf was wir achten müssen, wenn wir in die eisige Wanne steigen. Er zeigt uns Atemübungen, damit wir unsere Lunge mit so viel Sauerstoff wie möglich füllen können.

Irgendwann sind wir dann dran. Wir steigen parallel in die Wannen. Während es Kathi überraschenderweise gar nicht so viel ausmacht, setzt die Kälte Jonas sichtlich zu.

Er atmet schnell und tut sich schwer, in der Wanne zu bleiben.
Nach circa einer Minute muss er das Eisbad verlassen. Kathi chillt derweil in der Wanne und genießt die Grenzerfahrung. Sie wundert sich, dass es so gut klappt, denn normalerweise schafft sie es nichtmal, kalt zu duschen. Vielleicht hilft ja das viele meditieren die letzen Tage dabei, das Kälte nicht so an sich ran zu lassen. Jonas wurmt es natürlich, dass er die Wanne so schnell verlassen hat. Deshalb will er es kurze Zeit später nochmal versuchen. Und tatsächlich klappt es diesmal viel besser. Wir bleiben beide circa 8-9 Minuten in der Wanne. Danach machen wir Aufwärmungen in der Sonne und fühlen uns super.

Wir genießen noch die schöne Atmosphäre des Hostels und die Sonnenstrahlen nach der Kälte. Langsam werden wir jedoch hungrig. Abends wollen wir dann am Nachtmarkt schlemmen. Das ist ein riesiger Markt mitten in der Stadt, bei dem es mega viel Streetfood gibt. Damit ihr mal sehen könnt, wie so eine Schlemmerei aussieht, haben wir die Leckereien, die wir gegessen haben, für euch dokumentiert!









Eine Antwort zu “Reise ins Schweigen: Meditation und Erlebnisse in einem buddhistischen Kloster”
Um des Eisbad beneid I eich ned-;