Bangkok & Khao Sok: Austernrausch im Goldfischmodus und Dschungelfieber – Ein Abenteuer in zwei Akten


1.10-9.10
Nach unserem überaus komfortablen Flug mit Saudi Airlines (können wir sehr empfehlen, das einzige Manko ist, dass sie keinen Alkohol servieren) kommen wir um Mitternacht in Bangkok an. Wir nehmen uns ein Taxi direkt zu unserer Unterkunft, und Kathi hat schon die ganze Zeit den Ohrwurm „One night in Bangkok and the world’s your oyster…“ – das Lied aus den 80ern von Murray Head – im Kopf. Apropos Oysters (zu Deutsch Austern)… Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass wir durch einen glücklichen Zufall so viele hochqualitative französische Austern essen werden, wie wir wollen (und das kostenlos)! Aber fangen wir von vorne an. Unser Hotel ist super gelegen, in einer sehr ruhigen Seitenstraße, aber dennoch umgeben von unglaublich leckerem Street Food und süßen Cafés. Wir fühlen uns sofort pudelwohl. Unsere erste Handlung auf dem neuen Kontinent ist es, am nächsten Tag ein authentisches Restaurant am nahegelegenen Kanal aufzusuchen. Das Essen dort ist so lecker und günstig, dass wir es jeden Tag aufsuchen werden.

Danach nehmen wir den Bus und machen uns auf den Weg zum Jim Thompson Haus. Thompson, der 1967 unter ungeklärten Umständen bei einem Geschäftsausflug in Malaysia verschwand, war ein amerikanischer Geschäftsmann und Architekt. Obwohl sich das Haus (besser gesagt, die Häuser) im Zentrum von Bangkok befinden, hat man das Gefühl, im Dschungel zu sein. Der Garten ist voller tropischer Pflanzen, und im Inneren wird südostasiatische Kunst sowie thailändische Seide ausgestellt. Thompson wurde auch „Thai Silk King“ genannt, da er die thailändische Seide auf dem westlichen Markt bekannt machte. Wir bekommen eine interessante Führung und genießen anschließend noch ein wenig das schöne Ambiente des Ortes.

Danach spazieren wir zu einem nahegelegenen Kunst- und Kulturzentrum. Das Zentrum wirkt wie ein großes Kaufhaus, aber auf mehreren Etagen wird dort ausschließlich lokale Kunst ausgestellt und verkauft. Nachdem wir uns sattgesehen haben, entdecken wir im Erdgeschoss Stände mit europäischem Wein und Spirituosen, französischem Käse und spanischem Jamón, dazu richtiges Sauerteigbrot (so etwas bekommt man hier kaum). Außerdem gibt es einen Stand mit französischen Austern. Da nirgends Preise stehen, vermuten wir schon, dass es sich um kostenlose Verkostungen handelt. Mit neu gewecktem Enthusiasmus gehen wir hin und werden freundlich begrüßt. Uns wird erklärt, dass hier europäische Unternehmen ihre Waren in einem Konferenzraum vorstellen. Wir könnten gerne dazustoßen und im Anschluss an der Verkostung teilnehmen. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen! Die Vorträge neigen sich schon dem Ende zu, als wir dazustoßen. Eigentlich bekommen wir nur noch einen Vortrag über französische Austern mit, den wir jedoch äußerst interessant finden. Direkt im Anschluss wird das Buffet eröffnet. Wir schlemmen uns stundenlang durch die angebotenen Köstlichkeiten. Vor allem Kathi ist begeistert vom Wein und den Austern. Ihre Laune steigt merklich, was daran zu erkennen ist, dass sie immer ausführlichere Gespräche mit dem französischen Austernkenner führt. Wir probieren verschiedenste Qualitätsstufen und Größen der edlen Muscheln und schweben auf Wolke Sieben. Die Zeit vergeht wie im Flug, und Jonas hört irgendwann mit dem Trinken auf – nicht so Kathi. Sie hat sich in einen Südtiroler Winzersekt verliebt und holt sich Glas um Glas. Jonas, der das Unglück bereits kommen sieht, versucht vergeblich, Kathi zu bremsen. Er wirft prüfend einen Blick auf ihren Zustand und notiert gedanklich: „Alarmstufe Goldfischmodus“. Goldfischmodus deshalb, weil Kathi, wenn sie zu viel getrunken hat, beginnt, immer wieder die gleichen Geschichten zu erzählen, da sie sie sofort vergisst. Plötzlich ist sie überzeugt, der Dame, die ihr den Sekt einschenkt, ein Trinkgeld zu geben. Kathi schafft es jedoch, das Trinkgeld irgendwie zu verlieren, bevor sie es der Dame überreichen kann. Kathi lobt die Frau überschwänglich, weil sie erstens immer mehr zum Probieren bekommt und zweitens, ohne etwas sagen zu müssen, sofort ein neues Glas in die Hand gedrückt bekommt. Als sie diese Geschichte zum wiederholten Mal erzählt, wird Jonas endgültig klar, dass es Zeit ist zu gehen. Um das geschickt einzuleiten, ist nun Fingerspitzengefühl gefragt. Leider können wir uns nicht einfach ein Taxi zu unserer Unterkunft rufen, da abends in Bangkok immer Stau herrscht. Ein starker Platzregen macht es für Jonas nicht leichter, Kathi zum Aufbruch zu bewegen. Immer wieder bittet sie um ein letztes Glas, bevor wir gehen. Wenig später machen wir uns schließlich auf den Weg zur nächsten Tram Haltestelle. In der Tram bekommt Kathi dann einen äußerst penetranten Schluckauf, der ziemlich laut ist. Kathi ist es jedoch egal, dass einige Leute sie schon merkwürdig ansehen. Irgendwann kommen wir in unserer Unterkunft an und legen uns schlafen, nachdem wir mit ein paar Indern vor deren Zimmer noch auf einen Joint eingeladen wurden. Denen erzählt Kathi übrigens auch immer die gleiche Geschichte!

Währenddessen Kathi…

Den nächsten Tag verbringen wir zur Erholung größtenteils im Hotelzimmer. Gegen Abend lassen wir uns zum Bahnhof fahren, um von dort aus einen Nachtzug zum Khao Sok Nationalpark zu nehmen. Wir möchten dem Stadttrubel entfliehen und stattdessen den thailändischen Dschungel erkunden. Diesmal entscheiden wir uns für den Zug, statt wie sonst den Bus zu nehmen. Wir buchen uns ein Bett im Schlafabteil und sind vom Komfort und der ruhigen Fahrt begeistert.

Ganz früh morgens kommen wir in Surat Thani an, von wo aus wir noch zwei Stunden mit dem Bus zum Nationalpark fahren müssen. Je näher wir dem Park kommen, desto spektakulärer wird der Ausblick. Die Landschaft ist wirklich atemberaubend – riesige Felsen, umgeben von dichtem Dschungel, säumen das Gebiet. Die Vorfreude steigt. Nach einer halben Stunde Fußmarsch zu unserer Unterkunft sind wir mal wieder begeistert. Abseits der Hauptstraße liegt unsere Hütte mitten in der Natur. Umgeben von Tiergeräuschen und üppigen Pflanzen fühlen wir uns richtig wohl. Wir haben außerdem einen tollen Ausblick aus unserem Fenster auf die hohen Felsen. Der Nationalpark ist bekannt für einen riesigen See, der mit Inseln und Felsen bedeckt ist, auf denen dichter Urwald wächst. Man muss eine Tour buchen, um ihn vom Boot aus zu erkunden. Gesagt, getan. Am nächsten Tag werden wir morgens abgeholt und zum See gefahren. Von dort aus besteigen wir mit etwa zehn anderen Touristen ein traditionelles thailändisches Motorboot und fahren zwischen den Felsen hindurch. Zwischendurch machen wir Halt bei einer großen Tropfsteinhöhle oder unternehmen eine kleine Wanderung durch den Dschungel. Nach dem Mittagessen haben wir die Möglichkeit, mit Kajaks auf dem See zu paddeln. Da es sehr heiß ist, ist das der perfekte Abschluss. Kurz bevor es nachmittags zu regnen beginnt, sind wir schon wieder auf dem Heimweg.

Am nächsten Tag machen wir eine kleine Wanderung auf eigene Faust durch den Dschungel. Gleich in der Nähe unserer Unterkunft startet ein Trail, der zu einem Wasserfall führt. Zu Beginn des Weges begegnen wir einer 2 Meter langen Schlange, die sich vor uns aufbäumt und in unsere Richtung züngelt. Sie macht sich jedoch gleich aus dem Staub, als sie uns bemerkt. Kurz darauf überrascht uns ein heftiger Regenschauer. Uns ist klar, dass das während der Regenzeit hier normal ist. Wir lassen uns nicht beirren und wandern weiter, bis wir einen überdachten Unterschlupf erreichen, wo wir eine Pause machen können. Von dort hat man einen wunderschönen Ausblick auf den Fluss mit seinen großen Felsen, dahinter dichter Dschungel. Nachdem wir unser Mittagessen genossen haben, machen wir uns auf den Rückweg. Plötzlich bleibt Jonas stehen und zeigt ins dichte Geäst. Ein großer grauer Affe klettert die Zweige herab, um sich einen jungen Bambusspross als Snack zu holen. Wir beobachten ihn fasziniert, und bald gesellen sich auch noch seine Freunde dazu. Ganz friedlich holen sie sich alle ihren Snack und knabbern daran, bis er weg ist. Verzaubert von den schönen Tieren treten wir beseelt den Heimweg an. Am nächsten Morgen machen wir uns nämlich schon auf den Weg nach Malaysia. Bleibt dran!


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