Kaffee, Regen und noch mehr Magenprobleme: Unser chaotisches Mostar-Abenteuer


17.8. – 23.8

Wie im vorherigen Blogeintrag beschrieben, verbringen wir den ersten Tag in Mostar ausschließlich in unserem klimatisierten Zimmer. Bei annähernd 40 Grad erscheint uns keine Aktivität im Freien sinnvoll. Wir „nutzen“ den Tag im Bett und schauen uns zunächst sechs Stunden lang eine Miniserie an. Inzwischen haben Kathis Kohletabletten aufgehört zu wirken, weshalb sie erneut mit Durchfall zu kämpfen hat. Jonas kocht ihr netterweise eine Gemüsesuppe, um ihren Magen zu beruhigen. Am nächsten Tag sind wir beide glücklicherweise wieder wohlauf. Kathis beste Freundin Coco und ihr Freund Dani planen, im Laufe des Nachmittags zu uns zu stoßen. Laut Wetterbericht soll es ab Mittag einen erfrischenden Regenschauer geben. Bis dahin wollen wir Mostar erkunden. Die Altstadt soll nämlich eine der schönsten in Osteuropa sein.
Unsere erste Anlaufstation ist ein Café. Etwas versteckt und abseits vom Touristentrubel empfängt uns der Eigentümer. Das kleine Café ist ansonsten noch leer, und er sitzt fast schlafend in einem der Sessel. Als er sieht, dass wir Gäste in seinem Café sein wollen, wacht er jedoch schlagartig auf. Er bietet uns traditionellen Granatapfelsaft oder bosnischen Kaffee an, etwas anderes gibt es dort nicht. Wir entscheiden uns für den Kaffee, der mit einem Glas Wasser und einem süßen Gebäck serviert wird. Der Eigentümer nimmt sich etwa fünf Minuten Zeit, um uns zu erklären, wie bosnischer Kaffee getrunken wird, und informiert uns, dass er der einzige in der Stadt ist, der seinen Kaffee selbst röstet. Er scheint ein richtiger Kaffeenerd zu sein, und besonders Jonas ist von der Art und Weise, wie er uns die Zubereitung und Fertigstellung des Kaffees erklärt, ganz verzaubert. Denn beim bosnischen Kaffee wird einem der fertige Kaffee nicht einfach serviert, sondern man muss sich selbst um die Crema kümmern, indem man kaltes Wasser hinzufügt und umrührt, bis sich der ganze Kaffee unten abgesetzt hat. So entsteht dann langsam die Crema, und man kann den Kaffee vorsichtig in die kleine Tasse füllen. Auch den Würfelzucker soll man nicht einfach hineingeben, sondern ein kleines Stück eintauchen und dann ein Stück abbeißen. Die Süßigkeit, die wir dazu bekommen, ähnelt einem Gummibärchen mit Rosengeschmack – auf jeden Fall etwas Neues!
So gestärkt machen wir uns auf, um noch ein bisschen herumzulaufen – denken wir! Doch sobald wir aufstehen, beginnt es bereits zu tröpfeln. Das Tröpfeln entwickelt sich schnell zu einem Platzregen. Die gesamte Altstadt und deren Besucher suchen Schutz unter den Markisen der zahlreichen Cafés und Souvenirshops. Nach einer halben Stunde klingt der Regen etwas ab, und wir gehen zurück in die Unterkunft, um auf unsere Freunde zu warten. Als diese eintreffen, werden wir erstmal mit einer Menge nasser Campingutensilien, Plastikplanen und Decken überhäuft. Diese wurden in der Nacht von einem Gewitter auf ihrem Campingplatz in Kroatien überrascht. Das heißt für uns: alles säubern, trocknen und waschen. Zum Glück gibt es in unserem Apartment eine Waschmaschine.

Da wir nur ein paar Tage zusammen haben, planen wir einige Ausflüge, um so viel wie möglich von der Gegend zu sehen. Immerhin sind die beiden mit dem Auto da, und wir können auch raus aus der heißen Stadt. Unser erster Ausflug soll zu einem nahegelegenen Kloster gehen, das idyllisch an einem Fluss liegt. Dort wollen wir auch baden, denken wir uns. Da wir erst mittags loskommen, wollen wir erst baden und dann gegen Abend das Kloster besichtigen. Kathi sucht im Voraus auf Google Maps nach einem geeigneten Ort, wo man am Fluss baden kann. Das erste Abenteuer besteht jedoch darin, überhaupt zu einem solchen Ort zu gelangen. Im Auto von Coco sind die Rücksitze ausgebaut, weil die beiden beim Campen hinten im Auto auf einer Matratze schlafen. Deshalb müssen wir uns einfach ohne Sitze hinten ins Auto setzen, zwischen Campingkühlschrank und anderen Utensilien. Aus Angst vor der Polizei legen wir uns dann doch flach hinten hinein, um nicht gesehen zu werden! So geht die Fahrt los. Erst verfahren wir uns ein bisschen und müssen umdrehen. Als wir dann in den kleinen Schotterweg einbiegen wollen, der zum Flussufer führt, sehen wir plötzlich, dass die Polizei uns entgegenkommt. Schnell fahren wir zurück und hinter eine Kurve, damit wir aussteigen können. Wir gehen dann zu Fuß zum Ufer und checken schon mal die Lage. Die anderen kommen bald nach und erzählen uns, dass die Polizisten, die anscheinend recht lustig drauf waren, bestimmt nur gelacht hätten, wenn sie uns im Auto hinten liegen gesehen hätten. Angeblich haben die jungen bosnischen Gesetzeshüter unserer Freundin Coco von ihrem Auto aus Handküsse zugeworfen. Naja, bosnische Polizisten sind wohl nicht so streng wie die bayerische Polizei.
Unten am Ufer angekommen, bauen wir gleich ein Lager mit Hängematten und Decken auf. Das Wasser des Flusses ist türkis und schön erfrischend. Gleich daneben ist eine kleine, süße Bar, die wie eine Strandbar wirkt, in der Einheimische sitzen und kiffen. Wir trinken auch gleich unsere mitgebrachte Flasche Roséwein, die Jonas und ich auf dem kleinen Weingut in Trebinje gekauft hatten. Das Fläschchen ist schneller leer als gedacht, und wir checken gleich mal die Getränkekarte der Bar aus. Dort gibt es hiesigen Weißwein für 10 € die Flasche. Sogleich kaufen wir uns eine und eine Flasche spritziges Wasser dazu, um leckere Weinschorle zu mixen. Der Nachmittag entwickelt sich feuchtfröhlich, und wir kaufen eine Flasche nach der anderen. Irgendwann schlafen wir jedoch alle in unseren Hängematten ein, weil wir uns doch etwas verausgabt haben. Wir erwachen erst, als wir Regentropfen auf uns spüren. Wir legen uns sogleich hinten ins Auto und schlafen weiter. Coco und Dani machen das Gleiche vorne auf den Sitzen. Irgendwann spürt Jonas etwas Kaltes auf seinem Fuß. Dani schüttet ihm Wasser darüber, damit er aufwacht. Jetzt wollen Coco und Dani ein Nickerchen hinten machen, weil ihnen die Sitze vorne zum Schlafen zu unbequem sind. Okay, dann tauschen wir eben. Als Dani seinen Rausch einigermaßen ausgeschlafen hat, fährt er uns um circa 20 Uhr zurück nach Mostar. Im Nachhinein etwas riskant, weil nüchtern war er bestimmt nicht. Aber es ist alles gut gegangen. Auf dem Weg zur Unterkunft gönnen wir uns noch alle einen Burger und fallen dann gleich in unsere Betten. Eigentlich wollten wir ja das Kloster noch besichtigen, aber das hat leider nicht mehr geklappt. 😉

Am nächsten Tag wachen wir gar nicht mal so verkatert auf. Da wir verhältnismäßig früh aufgehört hatten zu trinken und uns danach noch einen fettigen Burger gegönnt hatten, war der Kater kaum spürbar. Für unseren letzten Tag zusammen wollen wir eine Kanutour machen. Wir werden also wieder hinten ins Auto gepackt und machen uns auf den Weg zur Tour. Eine ganze Stunde müssen wir hinten drinliegen, bis wir endlich ankommen. Danach geht es auch schon gleich los. Wie auch schon beim Canyoning haben wir eine private Tour, da sonst niemand anderes angemeldet ist. Der Fluss ist wunderschön, und wir müssen immer wieder kleine Wasserfälle hinunterfahren. Am Ufer entdecken wir wilde Pferde und unzählige Freiluftbars und Sitzgelegenheiten, wo Menschen grillen oder trinken. Nach zwei Stunden machen wir Pause und baden an einer breiteren Stelle. Unser Guide hat eisgekühlte Drinks dabei, die wir uns schmecken lassen. Nach einer Weile machen wir uns wieder auf, um das letzte Stück zu fahren. Besonders der letzte Wasserfall hat es in sich. Vorne, wo Kathi sitzt, füllt sich das Kanu komplett mit Wasser, nachdem wir den Wasserfall hinuntergefahren sind. Es fühlt sich nun an, als würde man in einer kalten Badewanne sitzen. Kurz danach ist die Tour dann auch vorbei, und wir machen uns wieder auf den Heimweg. Coco und Dani wollen noch in ein schickes Restaurant gehen und Rippchen essen. Wir sparen uns das Geld und essen lieber die Reste, die noch im Kühlschrank sind und sowieso weg müssen. Als die beiden wiederkommen, sind sie ganz verzückt. Dani meint, wir hätten wirklich etwas verpasst. Dies sei das beste Essen in ihrem ganzen Urlaub gewesen. Kurze Zeit später geht es ihm jedoch immer schlechter. Er hat Bauchschmerzen, und wir vermuten, dass er vielleicht zu viel Krautsalat gegessen hat. In der Nacht geht es jedoch erst richtig los. Er kotzt sich die Seele aus dem Leib und hat Schüttelfrost. Er will uns sogar unsere heißgeliebte Klimaanlage ausschalten, weil ihm so kalt ist. Am Morgen ist er sichtlich gerädert und will am liebsten nach Hause. Nur blöd, dass deren Urlaub noch gar nicht vorbei ist und sie danach zurück nach Kroatien fahren. Wir verabschieden uns morgens von ihnen, da wir um 9 Uhr den Bus nehmen müssen. Es geht für uns nämlich schon nach Montenegro zu unserem FKK-Campingplatz zum Volunteering. Also FKK ist ja nicht ganz die richtige Bezeichnung, man kann Kleidung tragen oder eben nicht. Außerdem hat das Camp einen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und liegt mitten in der Natur. Wir sind gespannt wie ein Bogen und freuen uns auf unsere neue Herausforderung. Bleibt dran!


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