Zwei Nächte auf dem Dampfer – Unser Sprungbrett nach Peru


17.03 – 23.03 
Obligatorisch erreichen wir unseren nächsten Zwischenstopp Bogotá mit dem Bus, um dort knappe drei Tage zu verbringen und von dort aus mit dem Flugzeug nach Leticia zu fliegen. Dadurch, dass Leticia am südlichsten Zipfel von Kolumbien liegt und von Urwald umgeben ist, gibt es für uns nur die Möglichkeit, Leticia über den Flugweg zu erreichen. Wir beide müssen nur leider einen anderen Flug nehmen, als Graham. Aus uns nicht ersichtlichen Gründen können wir nicht die Buchung des selben Flugzeugs vornehmen. Weder online, noch über das Telefon, weder mit der Kreditkarte von Kathi, von Jonas oder von Graham, weder mit dem Handy, noch mit den Laptop funktioniert es. Deshalb brechen wir ohne Graham und auch ohne ausreichend Schlaf um circa zwei Uhr morgens mit den Uber zum Flughafen auf, um unseren circa zweistündigen Flug zum Dreiländereck Leticia wahrzunehmen. Während Kathi den Flug nutzt, um ihr Schlafdefizit nachzuholen, staunt Jonas über den weitläufigen Blick auf den Urwald unter ihm. So weit man schauen kann ist nur Regenwald zu sehen. Wie eine Schlange schlängelt sich ein Fluss durch das Grün. Magisch!

Als wir in Leticia ankommen trennt uns nur ein kurzer Fußmarsch zu unserer Unterkunft in dem Fischerdorf. Alles wirkt auf uns recht improvisiert. Das Klima ist recht schwül und mehrfach am Tag regnet es wie aus Eimern. Das ändert jedoch leider nichts an der Tatsache, dass es recht schwitzig bleibt. Dadurch, dass unser klimatisiertes Apartment alles bietet was wir brauchen, scheuen wir uns erstmal, viel von Leticia zu erkunden. Außerdem sollten wir die Ruhe nutzen, um Schlaf nachzuholen, bis das Flugzeug von Graham abends ankommt. Am nächsten morgen machen wir uns auf in ein Naturreservat, in dem es Seerosen gibt, deren Blätter einen Meter Durchmesser haben. Nur leider ist der einzige Fußweg neben dem Fluss nicht begehbar, da er überschwemmt ist. Deshalb schlendern wir in Leticia umher, um uns für unsere Fahrt an nächsten Tag mit der Fähre nach Iquitos in Peru zu informieren. Genaue Abfahrtszeit ist leider nicht herauszubekommen. Aus diesem Grund entscheiden wir uns am nächsten Tag einfach so früh wie möglich zu unserer Fähre aufzubrechen. Anschließend hetzt uns Graham noch in den brasilianischen Teil von Leticia, nur um auf Instagram posten zu können, dass er nun auch in Brasilien gewesen ist. Wir stellen fest, dass unser texanischer Freund bereiste Länder als eine Art Trophäe versteht. Leicht genervt, verschwitzt und hungrig beobachten wir, wie Graham ein Selfie nach dem anderen schießt. Wir sollen auf den Fotos immer künstlich lachen. Selbstverständlich sieht objektiv betrachtet der brasilianische Stadtteil kein bisschen anders aus, als der Kolumbianische. Abschließend gönnen wir uns noch ein verspätetes Mittagessen und kehren zur Unterkunft zurück. Am nächsten Morgen checken wir Vormittags von unserer Unterkunft aus, holen uns den Ausreisestempel von Kolumbien, kaufen Lebensmittel, Aguardiente (eine Art Schnaps) und jeweils eine Hängematte für die zwei- bis dreitägige Fahrt mit der Fähre nach Iquitos in Peru über den Amazonas. Nachdem wir uns am Hafen ein letztes kolumbianisches Mittagsmenü einverleiben, geht auch schon die erste zehnminütige Fahrt auf die andere Seite des Flusses nach Peru los. Dort angekommen holen wir unseren Einreisestempel und lassen uns anschließend mit dem Tuktuk zur Anlegestelle der Fähre fahren. Wir sind fast die Ersten, welche das Boot besteigen. Deshalb atmen wir erleichtert auf, da wir dadurch die besten Plätze auf der obersten Etage für uns sichern können. Laut den Reiseblogs sollten wir die oberste Etage beziehen. Nicht zu weit hinten, da wir sonst den Klogerüchen und dem Rauch der Fähre ausgesetzt sind und auch nicht zu weit vorne, da wir sonst dem regen treiben des Imbisses ausgeliefert sind. Deshalb hängen wir unsere Hängematten, wie im Internet empfohlen, mittig auf und testen unsere neu erworbene und handgenähte wippende Couch to go. Eigentlich recht gemütlich stellen wir fest. Neben bereits erwähnten Toiletten und Duschen bietet die rostige Nussschale auch lebende Hühner in einem Käfig, welche, was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen, im laufe der Bootsfahrt stetig weniger werden würden. Laut unseren Infos aus dem Internet werden wir drei Mahlzeiten erhalten, welche einfach aber gut sein sollen. Im laufe der nächsten Stunden kommen immer mehr Reisepassagiere an Bord. Es bleibt jedoch glücklicherweise recht überschaubar mit den Passagieren, welche etwa zur Hälfte aus Einheimischen und zur anderen Hälfte aus Backpackern wie uns besteht. Gegen Abend beginnt auch endlich die Reise. Wir erhalten ein recht überschaubares Abendessen, welches natürlich nicht ausreicht und wir deshalb ein zweites Abendmahl am Imbiss einnehmen. Dabei kommen wir mit einem Österreicher ins Gespräch. Er erzählt uns, dass er sich eine schlimme Ohrinfektion zugezogen hat, als er im Amazonas geschwommen ist und deshalb die eine Hälfte seines Gesichts nicht mehr bewegen kann. Er erzählt uns auch, dass gelegentlich solche Fähren auf denen wir uns gerade befinden von Piraten überfallen werden. Nicht schon wieder, denken wir uns. Eigentlich sind wir davon ausgegangen, dass wir die Piratengeschichten auf der Isla Palma bereits hinter uns gelassen haben. Wenig später finden wir uns wieder in unseren Hängematten, um Aguardiente zur trinken. Den Blick in die Dunkelheit gerichtet, um nach potenziellen Piraten Ausschau zu halten. Doch neben einem etwas unheimlichen und entferntem Gewitter, fällt uns nichts ungewöhnliches auf und wir schlafen deshalb bald leicht angetrunken ein, nur um ein paar Stunden später geweckt zu werden, um die Fähre zu bezahlen. Hätte man auch ein bisschen früher machen können, denken wir uns verärgert. Die Bezahlung ist jedoch schnell abgewickelt und deshalb können wir uns auch schon bald wieder in das Land der Träume verabschiede, nur um wenig später erneut geweckt zu werden. Diesmal hören wir laut eine Sirene aufheulen, das Licht geht an und aus der Entfernung hören wir Menschen laut etwas rufen, was wir nicht richtig verstehen können, da der Regen so laut auf das Dach prasselt. Bedingt durch die Geschichte des Österreichers am Abend zuvor ist unsere erstere Befürchtung gewesen, dass wir von Piraten überfallen werden. Als wir jedoch uniformierte Grenzpolizisten sehen, atmen wir erleichtert auf. Von der Hängematte aus zeigen wir unseren Reisepass und können dann glücklicherweise wieder weiterschlafen. Am nächsten Morgen werden wir ab circa fünf Uhr morgens von dem im Käfig befindenden Gockel mit einem lauten Kickerickiiiiiiiiiiii geweckt. Na Toll. Die Weckrufe des Gockels wiederholen sich über Stunden. Seine Rufe erinnern uns an einen Wecker bei dem immer wieder die Snooze Taste gedrückt wird. Nur leider ohne Ausschalter. Wir versuchen das Geschrei so gut es geht mit Podcasts zu übertönen und fallen wieder in einen unruhigen Schlaf für weitere zwei Stunden. Pünktlich um sieben Uhr werden wir von einem Schütteln geweckt. Diesmal ist es das Frühstück, welches wir entgegen nehmen sollen. Es besteht aus einem Kartonbecher mit heißen Bananenschleim und einem Butterbrötchen. Als wir unausgeschlafen das Frühstück essen beobachten wir den kontinuierlich größer und kleiner werdenden Amazonasfluss und das umliegende Land. Immer wieder sehen wir, wie uns schmale, lange Boot überholen und im braunen Wasser viele Äste, Stämme und grüne Pflanzen davongetragen werden. Am Festland erscheinen immer wieder kleine Dörfer mit Wellblechhütten, an denen wir teilweise anhalten. Die Häuser sind teilweise direkt am Ufer und bunt bemalt. Während der vielen Stops, wird unser Schiff mit Kühen, Ziegelsteinen oder anderen Lebensmitteln beladen. Hin und wieder kommen auch Verkäufer auf unser Deck, welche uns die verschiedensten Speisen anbieten. Mit der Zeit wird unser Oberdeck mit immer mehr Hängematten bespannt. Jedoch nicht so viel, dass es uns zu eng wird. Wir haben Glück. Mehrfach wird die ruhige Fahrt mit starkem Regen und Gewitter unterbrochen. Die Fahrt erweist sich besonders am zweiten Tag als lustig. Wir beschließen, die Schnapsflasche nun endgültig zu leeren und haben eine schöne Zeit mit den anderen Touristen an Bord. Mitgehangen, mitgefangen. Ohne weitere Zwischenfälle vergeht so noch eine weitere Nacht (die wesentlich ruhiger verläuft) bis wir endlich gegen Nachmittags unser Ziel Iquitos erreichen.

Ein entferntes Gewitter kündigt sich an

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