07.03 – 12.03
Salento beeindruckt uns genauso wie der zuvor besuchte Ort Guatapé mit seiner bunten Gestaltung. Das 10.000 Seelen Dorf ist umgeben von Bergen und Kaffeeplantagen. Das Zentrum von Salento ist der quadratische Hauptplatz Plaza Bolívar mit der Kirche Nuestra Señora del Carmen. Vom Platz geht die Calle Real ab, an der sich die meisten alten Häuser und viele Geschäfte befinden. Dort tummeln sich Abends die Einheimischen und Touristen, um in Bars zu tanzen und zu trinken. Wir werden dort noch skurrile Abende verbringen, aber dazu später mehr. Unser Hostel liegt fünf Minuten entfernt. Ein echter Glücksgriff wie wir feststellen, denn es erinnert von der Aufteilung etwas an ein römisches Bad. Denn im Mittelpunkt ist ein kühler, circa vier Meter langer Pool. Außen herum sind in einem Rechteck die einzelnen Dorms mit Schiebetüren angeordnet. Über den Dorms ist eine geräumige Dachterrasse mit Hot Tub. Dieser wird täglich höchstpersönlich vom Eigentümer beheizt und bietet den perfekten Ort um abends dem Sonnenuntergang zu huldigen und dabei zu beobachten, wie sich die Berglandschaft in ein dunkles Rot verwandelt. Der Hostelbesitzer erinnert uns optisch an eine kolumbianische und zu klein gewachsene Version von Meister Proper. Ebenfalls hervorzuheben sind seine extrem weißen Zähne. Er besitzt circa zehn Hunde der selben Rasse, welche mit Schleifen an den Ohren, Markenklamotten oder anderen Hundegadgets noch lächerlicher wirken und überall im Hostel frei rumlaufen.




Am ersten Tag begeben wir uns nach einer spontanen Daydrinking Aktion dann aber auch schon früh ins Bett, denn am nächsten Tag ist wieder unsere Lieblingsbeschäftigung angesagt, nämlich Wandern. Unser Ziel wird eine Kaffeeplantage in den Bergen sein. Obligatorisch beginnen wir den Tag mit unserem Haferflocken-Bananen-Erdnussbutterfrühstück. Auch heute spricht Jonas recht begeistert darüber, dass es das beste Frühstück aller Zeiten sei, denn es ist gibt total schnell Energie und macht lange Zeit satt. Graham stimmt Ihm zu. Kathi jedoch ist sichtlich genervt von Jonas‘ Lieblingsthema: seiner Verdauung und wie sie sich bei der Einnahme verschiedener Speisen verhält. Nach seinem Vortrag starten wir unsere Wanderung direkt von Salento aus. Wir wandern entlang eines Flusses, sehen dabei Schweine, überqueren improvisierte Brücken, verlaufen uns einmal und erreichen nach einem halbstündigen Aufstieg die Kaffeeplantage, um dort unser Mittagsmahl einzuverleiben. Abschließend stärken wir uns mit einem Kaffeegetränk im anliegenden Café und starten zur zweiten Hälfte unserer Wanderung. Als wir wieder im Hostel ankommen, genießen wir den Abend in der viel zu heißen Badewanne auf der Dachterrasse. Wir kommen uns vor wie Hummer, die in kochendes Wasser geschmissen werden.












An Tag Nummer drei unseres Aufenthalts in Salento steht die Wanderung zum Cocora-Tal an. Das Cocora-Tal ist der Grund warum die meisten der Touristen nach Salento kommen. Es ist ein recht abwechslungsreicher Hike und der Höhepunkt des Tals ist im wahrsten Sinne des Wortes die Quindio-Wachspalme, denn sie gilt als die höchste Palmenart der Welt. Seit 1985 ist die Quindio-Wachspalme sogar der Nationalbaum Kolumbiens. Eigentlich wollen Graham, Kathi und Jonas die Wanderung wieder gemeinsam machen, jedoch hat Graham die Nacht dazwischen kaum geschlafen, außerdem hat er wohl irgendeinen juckenden Schwammerl am Zeh und erholt sich deshalb lieber in Salento. Schade. Wir jedoch werden mit einem Jeep ins Cocora-Tal gefahren. Dabei sitzen wir jedoch nicht im Jeep, sondern stehen auf der Stoßstange hinten drauf. Als wir von unserem Stehplatz herunterspringen, stechen in der Landschaft schon die hohen Palmen heraus. Nach einem intensiven Aufstieg gönnen Kathi und Jonas sich einen der besten Kaffees ihres Lebens und blicken dabei in das Nebelgebirge in dem auch Papageien ihre Heimat finden und lautstark von Palme zu Palme fliegen. Durch die vielen Höhenmeter verwandelt sich auch die Flora stetig mehr zu einen an Deutschland erinnernden Nadelwald. Immer wieder begegnen wir Pferden und Eseln und halten kurz inne, um sie beim zermalmen des Grases zu beobachten. Am höchsten Punkt unseres Hikes kommt endlich die Sonne zum Vorschein. Die Wärme tut gut. Dabei beobachten wir Kolibris beim eifrigen einsammeln von Nektar und weiter entfernt von uns wird plötzlich ein hoher Berg sichtbar, welcher zuvor von Wolken verdeckt gewesen ist. Nach dem Abstieg wandern wir wieder in einer klassischen Dschungelfauna an einem Fluss entlang. Immer wieder vernehmen wir kontinuierlich lauter werdendes Rauschen, welches größere und kleinere Wasserfälle akustisch ankündigen. Dann wird es auch schon wieder weitläufiger. Kühe und auch Schafe sind auf den steilen Weiden beim grasen zu beobachten. Um circa drei Uhr Nachmittags finden wir endlich einen geeigneten Ort, um unsere Wraps zu vernaschen. Kathi und Jonas sind sich einig, dass die Zutaten in den Wraps von mal zu mal besser gewählt werden. Danach gehen wir noch circa eine Stunde und sind dann auch schon wieder am Ausgang, um dort von den Jeeps wieder nach Salento gefahren zu werden. Rückblickend betrachtet ist das Cocora Tal in unserer Top 10 oder vielleicht auch Top 5 der schönsten und abwechslungsreichsten Wanderung.








Am Hostel angekommen setzen wir uns natürlich erst einmal in den Hot Tub und erzählen Graham begeistert von unserem Erlebnis. Wenig später sitzen wir beim Abendessen zusammen und chillen später am Hauptplatz. Dabei präsentiert uns Graham stolz seine Deutschfortschritte.

Daraufhin gehen wir erschöpft ins Hostel zurück, werden aber sofort vom Hostelbesitzer abgefangen. Er lädt uns auf ein paar Shots ein und fragt uns, ob wir mit Ihm, seiner Köchin und seiner sichtlich jüngeren Freundin noch in die Stadt zum feiern mitkommen wollen. Er prophezeit, dass es die beste Nacht unseres Lebens sein wird und witzelt noch damit, dass er uns diese Kneipentour definitiv in Rechnung stellen wird. Er hat uns neugierig gemacht und deshalb einigen wir uns darauf, die Einladung trotz unserer Müdigkeit anzunehmen, wodurch wir uns wenig später am Stadtplatz vor den Treppen der dortigen Kirche vorfinden, um den Tequila, den er uns ständig anbietet, zu trinken. Währenddessen erzählt uns der kahlköpfige Hostelbesitzer, dass Salento schon ein gefährliches Pflaster sei. Immer wieder kommen junge Frauen und Männer zu ihm, um sich mit ihm zu unterhalten. Einmal erklärt er Jonas, dass der Typ, der gerade neben ihm stand der netteste Mensch der Welt sei, er jedoch auch schonmal jemanden getötet hätte. Dann kommt eine junge Frau an, welche scheinbar Aufseherin in einem nahegelegenen Gefängnis ist. Sie necken sich und er erklärt uns, dass es immer wichtig ist, sich mit den Aufsehern aus dem Gefängnis gutzustellen, da letztendlich jeder dort landen würde. Ein andermal fragt er uns rhetorisch, ob wir wissen was das Beste an Kolumbien sei. Ohne eine Antwort von uns abzuwarten sagt er, dass ein hässlicher Typ wie er dennoch die schönsten Frauen haben könne. Währenddessen umarmt er seine vollbusige Kolumbianerin und meint zu Jonas, dass sie sich im Fitnessstudio kennen gelernt hätten. Auch von einer Art Bürgerwehr erzählt er uns, da man sich auf die Polizei nicht so wirklich verlassen könne. Diese sorge hier für Recht und Ordnung und erschieße diejenigen, die sich nicht an die Regeln hielten. Deswegen sei Salento auch so sicher. Uns erinnert es etwas an die Araberclans aus Berlin, welche Unstimmigkeiten immer unter sich klären. Mit der Polizei scheint er jedoch ein super Verhältnis zu haben, da er immer wieder wenn Polizisten vorbeifahren das Auto anhält, um ein Pläuschchen mit ihnen zu halten. (Am nächsten Tag als wir vom Essen zurück ins Hostel kommen werden wir sogar zwei Polizisten sehen, die umgeben von seinen 10 Hunden bei ihm auf dem Bett sitzen und ein Pläuschchen mit ihm halten.) Immer wieder kommen neue Leute dazu und unser Hostelbesitzer erklärt uns erschreckend oft, dass der Bruder von dieser und jener anwesenden Personen erschossen worden ist. Abschließend kommt noch seine Physiotherapeutin daher und er hebt sie sprichwörtlich hoch, da sie ihm damals als er nach einer Schussverletzung im Rollstuhl saß wieder auf die Beine half. Ebenso erwähnt er zum wiederholten male, dass alle anwesenden Frauen Lesben seien und er auch nicht weiß, wieso es hier so viele von ihnen gäbe. Auch seine Freundin hätte ihn schonmal wegen einer anderen Frau verlassen, sei jetzt vor kurzem aber zu ihm zurückgekehrt. Dann holt er irgendwann ein Tütchen des kolumbianischen Wachmachers hervor, woraufhin er sich mitten auf den Treppen der Kirche am Stadtplatz das Näschen pudert. Er erklärt uns, dass er nur alle 30 bis 40 Tage so exzessiv konsumiert, da er die Balance in seinem Leben behalten muss. Wenig später wechseln wir zu einer Bar, in der nur Einheimische anzutreffen sind. Dort wird wild, energisch und äußerst sexuell aufgeladen getanzt. Von Salsa bis zu Twerken ist hier alles zu beobachten. Irgendwann sind wir auch am tanzen. Nur Graham kann mit dieser ganzen Sexualität im Raum nichts anfangen, da er asexuell ist und es ihm vor Augen führt, wie sehr er nicht der Norm entspricht. Jonas beobachtet, wie Graham dem Hostelbesitzer zu erklären versucht, dass er asexuell ist und deshalb keinen Drang verspürt, mit Frauen zu flirten oder zu tanzen. Daraufhin meint der Hostelbesitzer, dass er auch asexuell ist, was jedoch ganz offensichtlich nicht ganz der Wahrheit entspricht. Da es mittlerweile schon ein Uhr morgens ist, verabschieden wir uns, um ins Hostel zurückzugehen. Gott sei Dank haben wir den Absprung gerade noch geschafft. Am nächsten Tag ist erstmal auskatern angesagt. Am darauf folgenden Tag, unserem letzten in Salento, will Graham noch die Tour ins Cocora Tal machen, während wir uns für eine Wanderung zu einem Wasserfall entscheiden. Die Wanderung ist wie immer sehr abwechslungsreich und endet bei einem tollen Wasserfall umgeben von Dschungel. Jonas zieht sich aus und springt sogleich ins kühle Nass um sich zu erfrischen.



Nach einer Einkehr in ein Restaurant kehren wir zufrieden zum Hostel zurück. Dort wartet auch schon Graham. Er sieht sichtlicht traumatisiert aus. Er erzählt uns, dass er versehentlich einen anderen Weg eingeschlagen hat und sich plötzlich im dichten Dschungel befand, aus dem er nicht mehr rauszufinden schien. Wir können überall Kratzer an seinem Körper feststellen. Er sagt, dass er für lange Zeit dachte, nicht mehr lebend da rauszukommen. Nach einer langen Odyssee des Herumirrens fand er jedoch zu einem abgelegenen Grundstück. Der Besitzer erklärte ihm, dass er es an diesem Tag wohl nicht mehr zurück schaffen würde. Graham jedoch gab nicht auf und tatsächlich gelang es ihm letztendlich, den Weg zurück zu finden. Nach Graham’s Survivalstory gehen wir noch in ein Restaurant, um Kathi’s Masternote und Graham’s Überleben zu feiern. Dort gönnen wir uns gegrillte Forelle, was ein typisches Gericht der Gegend darstellt. Das war’s auch schon mit Salento, denn am nächsten Tag geht’s weiter nach Neiva, von wo aus wir uns in die Tatacoa-Wüste begeben werden.


2 Antworten zu “Salento – Wandermekka oder gfährlichs Fleckal?”
Guatape? Kenn ich 😉 https://www.youtube.com/watch?v=MEzU1HvBo6Y
Geilomat. Stimmt. Hat mir der Nat auch schon erzählt, dass dort a Circle Live Set mal gespielt wurde.