09.05 – 12.05
Pisac liegt in einem kleinen Tal, das ebenfalls von hohen Bergen umgeben ist. Es ist ein überschaubares Dörflein. Unser Hostel, das direkt an der Hauptstraße liegt, überrascht mit einem sehr einladenden, überdachten Innenhof und reichlich Couchen. Dort finden wir zahlreiche israelische Reisende, die kiffen. Immer wieder werden Oreo-Shakes, Falafelwraps und andere Leckereien von den nebenan liegenden israelischen Restaurants serviert. Wir staunen nicht schlecht, dass die angrenzenden Häuser nicht nur über die Straße erreichbar sind, sondern direkt mit einer Tür verbunden sind. Offensichtlich haben sich hier manche Reisende ein temporäres Zuhause geschaffen. Später erfahren wir, dass einige der Anwesenden schon seit etwa drei Monaten hier wohnen, ohne das Hostel wirklich verlassen zu haben. Gras kann man sich anscheinend auch hierher liefern lassen. Es scheint ihnen in dem dunklen Innenhof so gut zu gefallen, dass sie sich nicht einmal das touristische archäologische Inka-Highlight in Pisac angesehen haben. Ein lustiges Völkchen, das ihrem Traveller-Klischee mit viel „Elan“ nachkommt. Gegen Abend wollen wir noch ein wenig die Stadt kennenlernen und stellen fest, dass der Ort ein Mekka für viele Hippies ist. Wir entdecken ein altes großes Tor, an dem verschiedenste Flyer angenagelt sind. Das Angebot ist riesig: von Ecstatic Dance mit Mushroom Microdosing über Sound Healing, Tarotkarten legen, allerlei Yoga und Dinge, von denen wir noch nie etwas gehört haben, ist für jeden etwas dabei. Kurze Zeit später deckt sich Graham mit Magic Mushrooms und Gras ein. Er möchte die alte Inkastadt in den Bergen von Pisac unter dem Einfluss von Psychedelika besteigen. Am nächsten Tag stehen gleich zwei Highlights an: Erstens Jonas‘ 31. Geburtstag und zweitens der Besuch von Ollantaytambo. Ollantaytambo ist das einzige verbliebene Beispiel für Stadtplanung aus der Inka-Zeit. Die Gebäude und Inka-Terrassen sowie die engen Gassen der Stadt befinden sich noch in ihrem ursprünglichen Zustand. Die geraden und engen Straßen bilden 15 quadratische Blocks, die je einen Eingang zum zentralen Innenhof besitzen, der von Häusern umgeben ist. Einige vornehme Häuser bestehen aus perfekt gearbeiteten Inka-Mauern aus dunkelrosa Stein. Die Inka bauten in Ollantaytambo Verwaltungs-, Landwirtschafts-, Militär- und religiöse Einrichtungen. Wir werden den ganzen Tag in Ollantaytambo verbringen. Dort gibt es viele künstlich angelegte Terrassen zu bestaunen. Nach etwa drei Stunden kehren wir in das überschaubare Dörflein zurück, um Alpaka-Steak zu probieren, und fahren dann wieder nach Pisac zurück. Da wir mit dem Collectivo über eine Stunde Fahrt zurücklegen müssen, kommen wir erst im Dunkeln an. Graham ist die ganze Heimfahrt über sichtlich aufgeregt, da seine gestrige Bestellung bereits im Hostel-Innenhof auf ihn wartet. Der Dealer ist scheinbar öfters in unserem Hostel, da er uns sichtlich aufgeregt erzählt, dass heute Abend eine brasilianische Band im Innenhof spielen wird. Nachdem wir uns alle warm geduscht haben, machen wir es uns dick eingepackt im Innenhof gemütlich. Graham und Jonas kiffen, während die brasilianische Band lautstark eine uns unbekannte Musik spielt. Sie erinnert uns an Musik, die die alten Indianer früher am Lagerfeuer gespielt haben könnten.






Der folgende Tag beginnt mit einem Einkauf auf dem örtlichen Markt. Dort finden wir die feinsten Früchte und knackiges Gemüse. Unser Ziel ist es, einen Quinoa-Salat in der Hostelküche vorzubereiten. Graham strahlt erneut unheimlich viel Stress aus, da er so schnell wie möglich zu der alten Inkastadt wandern möchte, um dort seine Pilze einzunehmen. Gegen Mittag gehen wir los. Graham, wie zu erwarten, ist immer etwa 30 Meter vor uns (obwohl er sonst beim Bergaufwandern immer viel langsamer ist als wir). Nach einiger Zeit macht Jonas Graham klar, dass wir einen gemütlichen Wandertag vorhaben und nicht wie er den Berg hinaufsprinten wollen. Deshalb soll Graham ruhig vorausgehen, um sich seiner psychedelischen Erfahrung zu widmen. Zwei Stunden später und 800 Meter höher treffen wir Graham an einer alten Wand im Gras sitzend wieder. Neben ihm finden wir einen großen Berg von Schalen süßer Früchte. Graham sitzt daneben und lacht sich ins Fäustchen. Die Pilze scheinen gerade ihre volle Wirkung auf ihn zu haben. Man kann keine richtige Unterhaltung mit ihm führen, da er ständig über alles lachen muss. Seine Leichtigkeit ist ansteckend und skurril zugleich. Immer wieder kommen andere Besucher vorbei. Graham versucht dabei, so normal wie möglich zu wirken. Als eine Familie direkt neben ihm ebenfalls im Schatten eine kleine Pause machen will und Graham fragt, ob er ein Foto von ihnen machen könne, können Kathi und Jonas sich kaum noch vor Lachen halten. Denn wir sehen Graham deutlich an, dass er sich nicht in der Lage fühlt, ein Familienfoto in seinem Zustand zu machen. Dennoch gelingt es ihm irgendwie. Danach schauen wir uns gemeinsam noch die alte Stadt in den Bergen an und gehen zum Sonnenuntergang wieder zurück ins Dorf. Dabei kommen wir mit einem Studenten ins Gespräch. Er erzählt uns, dass er seine Doktorarbeit über die Ureinwohner in den Bergen schreibt. Dazu habe er acht Monate bei einer Ureinwohnerfamilie gelebt, um mehr über ihren Alltag zu erfahren. Sichtlich euphorisiert von seinen neuen Erkenntnissen beschreibt er uns die Herausforderungen, die Peru hat, um das Leben der Ureinwohner in den Bergen zu schützen. Dankbar für den unerwarteten Vortrag machen wir uns auf, die letzten Meter bis zum Hostel zurückzulegen. An diesem Abend machen wir uns noch einen lustigen Abend mit den anderen Hostelgästen und genießen unseren vorletzten Abend in Pisac.











Am darauf folgenden Tag müssen wir uns von unserem geliebten Reisepartner Graham verabschieden. Er wird für ein paar Tage zurück nach Medellin fliegen, um anschließend zurück nach Texas zu gehen. Da er Geld braucht, will er wieder ein paar Monate kellnern. Sein Flug nach Südostasien im Herbst ist jedoch schon gebucht. Wir versprechen uns, dass wir uns spätestens im Januar wieder treffen, da wir ja über den Winter auch in Südostasien sein wollen. Wir haben vor, zusammen Taiwan zu entdecken. Graham spricht ja Chinesisch, also wird er dort für uns ein unverzichtbarer Guide sein. Wir hingegen sind schon ganz aufgeregt auf unser nächstes Abenteuer. Auf Empfehlung einer anderen Reisenden haben wir uns in ein weiteres Volunteering-Projekt eingebucht: eine Farm im heiligen Tal der Inkas in der Nähe von Cusco. Dort gibt es verschiedene Tiere und immer etwa 20–30 Freiwillige, die dort arbeiten, feiern, das Leben genießen und einfach nur chillen. Bleibt dran!