Cusco Chronicles: Von Busübelkeit, Geburtstagssekt und UFO-Schnitzeln


04.05 – 09.05
Unsere letzte peruanische Großstadt, Cusco, erreichen wir alle ziemlich übermüdet. Die fast 20-stündige Busfahrt über Nacht hat vor allem Graham nicht gut verkraftet. Der ohnehin Busfahrten hassende Graham hat aus Kostengründen einen Sitz ganz hinten neben der Bustoilette gebucht. (Er hat dadurch ganze 3,50 Euro gespart) Aus diesem Grund musste er fast einen ganzen Tag lang die hinterlassenen Ausdünstungen der Busbelegschaft einatmen. Das war zu viel für unseren geliebten Graham. Er musste sich unzählige Male übergeben, und sein Gesicht war ganz weiß. Dementsprechend geschwächt erreicht der fragile Graham Cusco. Als wir aussteigen, trennt uns nur ein kurzer Fußmarsch von unserer Unterkunft. Dort angekommen, öffnet uns jedoch niemand. Nach unzähligem Klingeln und Anrufen öffnet uns schließlich sichtlich verwirrt ein anderer Gast, der uns misstrauisch in das Hotel lässt. Er sagt, dass unsere Gastgeberin nicht da ist und er auch nicht weiß, wann sie zurückkommt. Verärgert nehmen wir vor der Rezeption Platz und warten auf die Rezeptionistin. Nach einer gefühlten Ewigkeit erscheint eine Dame mittleren Alters. Sie entschuldigt sich unzählige Male bei uns und zeigt uns unser Zimmer, das total gemütlich ist. Der nächste Tag beginnt mit einem leckeren Frühstück im Wintergarten unserer Unterkunft. Wenig später haben Kathi und Jonas eine Free-Tour gebucht. Wie sich herausstellt, sind wir die einzigen Teilnehmer. Unser Guide José gibt uns über zwei Stunden lang gute Einblicke in die kultureiche Stadt. Unter anderem erklärt er uns, dass viele Hauswände dieser Gegend bis zur Inkazeit zurückgehen. Am unteren Teil der Hausmauern sieht man circa einen Meter hohe aufeinander gestapelte Steine der Inka. Diese bilden nach wie vor das Fundament vieler heutiger Häuser. Er erklärt uns auch, dass die Steinstraße, auf der wir wandern, ebenfalls noch von den Inka stammt. Die Straße führt durch halb Südamerika. Am darauffolgenden Tag ist Grahams Geburtstag. Wir überraschen ihn beim Frühstück mit Kuchen, Sekt und einem gefälschten Studentenausweis (mit so einem kann man sich hier bei manchen Eintritten gut Geld sparen). Auch die Eigentümerin hat sich auf seinen Geburtstag vorbereitet, indem sie ihn mit gut riechendem Rosenwasser beträufelt und gelbe Blüten auf seinem Kopf streut. Nach dem Geburtstagsfrühstück im warmen Wintergarten schlendern wir den restlichen Tag durch die Straßen von Cusco. Die Kulturhauptstadt Perus ist wunderschön und hat sowohl kulinarisch als auch vom Stadtbild her einiges zu bieten. Wir besuchen diverse Museen und erfahren, dass die Inka spezielle Techniken hatten, um ihre Kopfform zu verändern. Die Köpfe wurden scheinbar bereits ab dem Säuglingsalter so lange streng abgebunden, bis die gewünschte Kopfform erreicht war. Wir lernen, dass man damals je nach Kopfform Rückschlüsse auf den sozialen Stand ziehen konnte und bei mentalen Krankheiten damals einfach der Schädel geöffnet und Teile des Gehirns entfernt wurden. Ganz schön brutal, die Inka. Ein skurriles Highlight der Kulturstadt Cusco ist das Museum für populäre Künste. Darin entdecken wir zahlreiche kleine Figuren, die den Alltag der Einheimischen darstellen, sowie Masken mit unheimlich langen Nasen.

Am nächsten Morgen wandern wir zu einer alten Inkastadt in den Bergen um Cusco. Sie trägt den Namen „Saqsaqwaman“. Im Volksmund sagen jedoch alle „Sexy Woman“. Mit der Sonne im Rücken beginnen wir unsere Wanderung von Cusco aus. Nach etwa anderthalb Stunden Bergauf erreichen wir grüne Wiesen, gepaart mit sehr akkuraten Steinwänden. Die Steine unterscheiden sich in ihrer Größe immens. Und es ist beeindruckend, wie filigran die Mauersteine bearbeitet wurden, damit sie nahezu perfekt aufeinander geschichtet werden konnten. Gegen Nachmittag erreichen wir zu Fuß eine weitere Ausgrabungsstätte. Sie ist eindeutig kleiner. Zu bewundern gibt es eine Art Unterschlupf in einem labyrinthartigen Felsen. Der Ort hat damals zeremoniellen Zwecken gedient. Nach einem langen Tag voller Erlebnisse kehren wir in unser Hotel zurück und planen die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln für den nächsten Tag. Es gibt zwei Ziele, die wir uns ansehen möchten. Eine weitere archäologische Stätte und die für die Gegend bekannten Salzanbauterrassen. Zunächst machen wir uns in einem öffentlichen Bus auf den Weg zur Ausgrabungsstätte, um danach zu Fuß zu den Salzterrassen zu wandern. Zu den Salzterrassen ist zu sagen, dass hier salzhaltiges Quellwasser in Becken gepumpt wird, um diese dann von der Sonne austrocknen zu lassen. Viele unterschiedliche Farben der Becken ergeben ein interessantes Bild. Unsere Wanderung führt uns weiter vorbei an abgeschiedenen Orten im Nirgendwo, bis wir schließlich die Stadt erreichen, von der aus wir den Bus zurücknehmen wollen. Doch vorher wollen wir uns noch ein Bierchen gönnen. Wir finden ein charmantes Café auf einer Pferderanch und genießen ein kühles Bier. Graham verabschiedet sich frühzeitig, da er sich mit einem befreundeten Paar aus Südkorea zum Essen in Cusco verabredet hat. Wir genießen noch eine Pizza in dem Ort und machen uns dann auf den Heimweg, denn am nächsten Tag geht es schon wieder weiter in den nächsten Ort, nämlich Pisac. Roberto, unser Freund und Host aus Nuevo Tingo, hat uns den Ort empfohlen, da er einen spirituellen hippievibe haben soll. Bevor wir in den Bus steigen, wollen wir uns jedoch noch mit einem Menú del Dia stärken. Kathi hat im Internet ein vegetarisches peruanisches Restaurant ausfindig gemacht. Dies ist eine Seltenheit, da peruanische Restaurants eher sehr fleisch- oder fischlastig sind. Als wir das Restaurant um kurz vor zwölf Uhr mittags betreten, sind wir noch etwas zu früh dran. Die sehr betagte Kellnerin sagt uns aber, dass es bald losgeht und wir uns schon mal am Salatbuffet bedienen könnten. Das Restaurant füllt sich, und die kleine alte Frau watschelt in einem Mordstempo von einem Tisch zum nächsten, um alle Gäste zufriedenzustellen. Das Essen ist Wahnsinn. Es gibt für umgerechnet etwas mehr als zwei Euro ein Salatbuffet, eine Suppe und einen Hauptgang. Auch Tee und ein Kaltgetränk gibt es am Buffet so viel man möchte. Wir wundern uns schon ein bisschen, dass wir so viel für so wenig Geld bekommen. Dann fällt uns ein ungewöhnliches Bild an der Wand auf. Es zeigt UFOs, aber auch Jesus. Dann lesen wir noch ein paar Poster an der Wand, und uns wird einiges klar. Das Restaurant wird von einer Sekte geführt, die anscheinend nicht auf kommerziellen Gewinn aus ist. Uns soll’s recht sein, denn das vegetarische Schnitzel schmeckt fantastisch! Nach dem tollen Mittagessen setzen wir unsere Reise fort. Stay tuned, denn in Pisac gibt es einiges Spirituelles zu entdecken!


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