Die letzten Tage auf der Isla Palma – Wir haben langsam Hummeln im Hintern


20.01 – 29.01

Unser wohlverdienter erster freier Tag ist ein großer Erfolg. Nach ausgiebigem Yoga und Schnorcheln, paddeln wir mit dem Kajak um die Insel und gönnen uns danach zur Feier des Tages eine Flasche Sekt an der Bar. Entrüstet müssen wir feststellen, dass der Sekt nur 6 Prozent Alkohol enthält. So etwas wäre in Deutschland wohl gar nicht erlaubt. Auch das Bier hat hier nur 4 Prozent. Wir beschließen, dass wir uns hier einen Rausch mit Sekt nicht leisten wollen und steigen somit wieder auf Bier um, welches mit 1,60 Euro pro Flasche wesentlich günstiger ist.

Last euch nicht von unserem gekünsteltem Lächeln täuschen. Eigentlich sind wir total niedergeschlagen, da der Sekt so wenig Alkohol enthält.

Später am Abend erzählt uns ein Mitarbeiter, dass die Insel vor Escobar von Piraten genutzt wurde. Er erzählt uns, dass die Spanier zur Zeit der Kolonialisierung Kolumbiens das geraubte Gold der indigenen Völker an der Karibikküste gelagert hatten und darauf warteten, dass ein Schiff das Gold nach Spanien brachte. Deren Schiffsroute ging wohl an unserer Insel vorbei und Piraten hielten sich auf ihr versteckt und überfielen die spanischen Schiffe um ihr Gold zu rauben. Zuerst Escobar und dann Piraten?!? Langsam fangen wir an, an den Geschichten zu zweifeln. Dann holt der Barkeeper hinter der Bar auch noch ein sehr alt aussehendes Piratenschwert hervor. Auch ein etwas größeres Schwert mit einem Wappen lässt sich hinter der Bar finden. Als wir das Wappen googeln, finden wir heraus, dass sich solche Wappen auf den Schwertern der spanischen Conquistadores befanden. Als wir die rostigen Schwerter anfassen, merken wir, dass es sich um schwere Metalle handelt und nicht etwa um Atrappen. Wir erinnern uns auch an eine alte Kanone, die hier auf dem Weg zur Toilette als Deko rumliegt und stellen uns vor, dass die Piraten von der Insel aus auf die vorbeifahrenden Schiffe feuern. Auch mutmaßen wir, wie viel Blut wohl mal an den Schwertern geklebt hat. Obwohl wir noch skeptisch sind, macht es Spaß, sich Geschichten zu den Erzählungen auszumalen. (Auch noch erwähnenswert ist vielleicht, dass Kathi an diesem Abend auch noch vom Affen Niña angepieselt wird. Niña ist alt und wäre sie ein Mensch, hätte sie wohl schon Inkontinenzwindeln.)

Das Hostel ist sich nicht zu schade, trashige Piratendeko aufzustellen.

Am nächsten Tag verquatschen wir uns ziemlich lange mit Diego. Er ist geborener Kolumbianer, aber wurde als Kind von einer Schwedin und einem Schweizer adoptiert. Nun ist er hier am reisen und zu Gast bei uns im Hostel. Neugierig will er wissen, wie hier hier das Volunteering so ist. Er kommt gerade von einem 5-wöchigen Aufenthalt als Freiwilliger bei einem indigenen Volk im Dschungel. Er braucht nun erstmal ein paar Tage Entspannung, weil der Aufenthalt dort eher einem Arbeitslager glich. Er erzählt, dass er 8 Stunden am Tag schwere Steine schleppen musste und sich noch dazu erniedrigen und anschreien lassen musste. Die Männer dort waren sehr autoritär und machistisch und deren Frauen kannten außer der Küche nicht viel. Weibliche Volunteers mussten Kokablätter zupfen. Viele verließen den Ort jedoch schon nach kurzer Zeit aufgrund des autoritären Führungsstils. Noch dazu mussten sie um die 10 Euro pro Tag für Verpflegung an den Stamm zahlen. Diego meint, für ihn ist es schwer, Sachen die er einmal anfängt nicht zu Ende zu bringen, und somit bleibt er die ganzen fünf Wochen. Kathi hatte sich zuvor beschwert, dass es im Hostel seitdem ein Volunteer an die Bar abgezogen wurde kein festes Schichtsystem mehr gibt und wir deshalb etwas mehr arbeiten mussten. Nach seiner Story dachten wir uns jedoch, dass es hier eigentlich doch ganz toll ist 😉

Nach etwa zwei Wochen im Hostel kommen wir langsam in einen Alltagstrott und merken, dass das Bedürfnis nach neuen Eindrücken immer stärker in uns keimt. Auch anderen Volunteers geht es ähnlich. Ein Monat auf so kleinem Raum ist vielleicht doch etwas zu lang im Angesicht der Tatsache, dass wir noch nichts vom Land gesehen haben. Da jedoch der minimale Aufenthalt auf der Webseite mit einem Monat datiert war, hatten wir uns darauf eingelassen. Als unsere neue Kollegin Emma aus Großbritannien zu uns stößt, erzählt sie uns, dass sie nur zwei Wochen bleibt. Sogleich fangen wir an mit dem Gedanken zu spielen, ob wir nicht auch etwas früher weiterziehen könnten. Lange überlegen wir mit welchem Vorwand wir an die Managerin herantreten könnten, um früher gehen zu können. Sollen wir eine Krankheit oder einen Unfall vortäuschen? Einfach losschwimmen? Oder einfach mit offenen Karten spielen, dass wir es hier sehr schön finden, wir aber jetzt Lust haben weiterzureisen. Nach zwei Tagen des Überlegens findet ein Meeting mit allen Vollunteers und der Managerin statt, um die Arbeit neu zu verteilen. Leicht gefrustet nehmen wir uns vor, sie danach anzusprechen, haben aber schon etwas Bammel, wie sie reagieren wird. Irgendwann sagt sie jedoch, dass in fünf Tagen zwei neue Volunteers zu uns stoßen würden und es sich somit anbietet, dass wir abgelöst werden. Wir denken uns Jackpot! So einfach hatten wir es uns nicht vorgestellt. Freudig auf neue Abenteuer verlassen wir das Meeting und buchen und planen munter darauf los.

Was vielleicht auch noch erwähnenswert ist, ist wie gut Jonas bei den schwulen Männern auf der Insel ankommt. Der 21-jährige Food & Beverage Manager Angél interessiert sich immer mehr für Jonas. Zuerst beginnt er, ähnlich wie die bereits vorgestellte Küchenkraft Ana, Jonas zu necken. Er kritisiert, dass Jonas kein Spanisch spricht, obwohl er selber kaum ein Wort Englisch kennt. Im vorbeigehen kritisiert er auch immer öfter neckisch die Arbeitsweise von Jonas und lacht danach schelmisch. Eines Tages steht Angél während den Vorbereitungen für das Frühstück ebenfalls in der Küche und will Jonas irgendetwas mitteilen. Irgendwann sagt er: „You are the most beautiful.“ Diesen Sinneswandel hat Jonas nicht erwartet. Er bedankt sich für das Kompliment und flieht mit gemischten Gefühlen aus der Küche.

Bald bricht unser letzter Arbeitstag an. Jonas wird von einem lustigen Kolumbianer angelabert, der gerade mit einer Deutschen angereist ist. Schnell kristallisiert sich heraus, dass der Kolumbianer viel über Deutschland weiß. Er habe viele deutsche Freunde und erzählt uns tatsächlich einige Sachen über Deutschland, die wir selber nicht einmal kannten. Wir scheinen voll auf einer Wellenlänge mit dem lustigen Deutsch-Kolumbianischen Duo zu sein. Robert erzählt uns eine unterhaltsame Geschichte nach der anderen und er wirkt auf uns immer mehr wie einen Stand-Up Comedian. Im echten Leben ist er jedoch Jurist. Es stellt sich ebenfalls heraus, dass er 5 mal am Tag duscht, sogar VOR dem Workout. Auch mag er es, wenn er sich VOR und nach jedem Essen die Zähne putzt. Ein Problem für ihn ist jetzt natürlich, dass man auf der Insel nur von 18 bis 22 Uhr abends duschen kann. Er schafft es jedoch, sich irgendwie an dem kleinen Waschbecken zu „duschen“ und wirkt danach immer ganz happy, er „mag es wenn es sich sauber anfühlt“. Die beiden schmuggeln zu unserer Freude auch eine Flasche Rum mit auf die Insel, die wir sogleich am selben Abend vernichten. Zur späteren Stunde stoßen auch noch zwei Jungs aus Medellin zu uns, sie arbeiten im einzigen Hotel der Insel auf der anderen Seite den Ufers. Einer davon ist der Sohn des Besitzers des Hotels und die beiden rauchen einen puren Joint nach dem anderen. Auch wir sind irgendwann ganz schön dicht und stolpern glücklich ins Bett, da es am nächsten Tag endlich losgeht mit unserem neuen Abenteuer, wir wollen uns in die wuseligen Straßen der Küstenstadt Cartagena stürzen.

Kathi bei der Essensausgabe. Komischerweise sind die Affen dann auch immer am Start. Das Affenpärchen arbeitet im Zweierteam und schafft es so manchmal, Essen von den Tellern, die gleich an die Gäste gehen sollen, zu klauen. Ihr süßes Erscheinungsbild täuscht uns aber schon lange nicht mehr.
Kathi und Papi beim täglichen Sonnenbaden. Wer ist wer?
Wenn es Essen gibt sind diese lustigen Kerlchen auch nicht fern und klettern auf die Tische um etwas zu ergattern. Eine andere skurrile Angewohnheit von den Iguanas ist, auf Palmen oder Dächer zu klettern und sich mit einem lauten Schlag auf den Boden fallen zu lassen, anstatt sich die Mühe zu machen, wieder runter zu klettern. Nicht selten erschrecken wir, wenn wieder einer neben uns im Boden einschlägt.
Hier ein besonders fotogenes Bild von Kathi und Niña. Wer ist wer?

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