Blau, blau, blau sind alle meine Lagunen – Wandern in Huaraz!


19.04 – 26.04
Bei unserer Ankunft in Huaraz, das auch als Wanderparadies von Peru bekannt ist, werden wir sogar mit dem Auto von unserem Gastgeber Cesar abgeholt. Er scheint etwa 45 Jahre alt zu sein und weiß über alle Wandermöglichkeiten hier sehr gut Bescheid. Unsere Unterkunft liegt etwa zehn Minuten außerhalb von Huaraz. Als wir in Medellin waren, haben wir von einer anderen Reisenden den Tipp dafür bekommen, und wir werden nicht enttäuscht. Die Unterkunft besteht aus zwei Häusern mit einem gemeinschaftlichen Innenhof dazwischen. Da es in der Woche, in der wir da sind, keine anderen Buchungen gibt, können wir uns getrennte Zimmer nehmen und müssen nicht mit Graham zu dritt in einem Zimmer schlafen. Alles ist total sauber und sieht frisch renoviert aus. Die Küche ist super ausgestattet, und der Lagerfeuerplatz inklusive Hängematte lädt zum Verweilen ein. Außerdem gibt es einen kleinen Aussichtspunkt, der wie ein großer Jägersitz über die Grundstücksmauer zum Fluss hinaus blicken lässt. Am nächsten Tag wollen wir uns erst einmal an die 3000 Meter Höhe gewöhnen und deshalb nur einen kleinen Spaziergang zu einem nahegelegenen Wasserfall unternehmen. Daraus wird dann jedoch am Ende eine vierstündige Wanderung, da wir doch Lust haben, weiterzugehen. Außerdem treffen wir einen Opa, der gerade mit seinen Enkeln zurück in sein Dorf wandert. Das liegt ganz schön weit oben, und wir beschließen, mit ihnen gemeinsam zu spazieren. Im Bergdorf angekommen, gibt es Schweine und Schafe, Hunde und auch ein paar Menschen. Während Kathi und Graham in einer Wiese entspannen, geht Jonas alleine weiter. Euphorisiert von dem Weitblick versucht Jonas immer weiter nach oben zu spazieren. Dabei trifft er wiederholt auf kleine Einödhöfe und muss sich immer öfter auf der Karte orientieren, da der Weg oft aufhört und wieder anfängt. Zwei Stunden später treffen sich jedoch alle wieder in der Unterkunft.

Am nächsten Tag geht es dann auf zur ersten richtigen Wanderung. Diese ist zwar noch nicht im Nationalpark, soll aber trotzdem zu einer Lagune führen. Statt sich an der Karte zu orientieren, schlägt Jonas vor, den Weg etwas abzuändern. Der Weg führt uns über abgelegene Bauernhöfe, und wir treffen Bauern, die mit Kind und Kegel auf dem Feld arbeiten. Natürlich begegnet uns hier kein anderer Tourist. Oben an der Lagune angekommen, werden wir mit einer wunderschönen Weitsicht begrüßt. Ein toller erster Auftakt zu einer einzigartigen Wanderwoche!

Am nächsten Tag steht das Wanderhighlight der Woche an. Vor Sonnenaufgang werden wir von einem Bus abgeholt, um zum Ausgangspunkt der Wanderung zur Laguna 69 gefahren zu werden. Die Fahrt dauert etwa zweieinhalb Stunden und führt uns jetzt schon vorbei an türkisen Lagunen und beeindruckenden Felsformationen. Die Wanderung beginnt in einem wunderschönen Tal, umringt von Bergen und einem Fluss, der durch die Mitte fließt. Außerdem gibt es dort unzählige glückliche Kühe, die dort friedlich grasen. Insgesamt gibt es zwei sehr steile Aufstiege in dieser Tour. Wir werden immer wieder von der Schönheit der Natur überrascht. Es gibt Wasserfälle, wir können die immer näher kommenden Gletscher erkennen, und wir sehen sogar einen wilden Bergfuchs. Das letzte Stück ist das Steilste, und besonders Jonas kommt an seine Grenzen, da er kaum etwas gefrühstückt hatte und unser Proviant am Rücken trägt. Kurz bevor wir die blaue Lagune erblicken, ist alles voller grauer Felsen. Dann plötzlich erkennen wir das unglaubliche Blau des Gewässers. Plötzlich kommt uns auch eine Kuh auf dem schmalen Pfad entgegen, die Kathi fast vom Weg abdrängt. Was für ein wunderschönes Bild! Es gibt sogar einen Wasserfall, der sich in die Lagune ergießt. Außerdem gibt es immer wieder violette und gelbe Blumen, die hier trotz der enormen Höhe überall wachsen. Besonders Kathi ist so gerührt von dem Anblick, dass ihr sogar ein paar Tränen kommen. (Vielleicht waren es aber auch Tränen der Erleichterung, da die anstrengende Wanderung endlich vorbei war.) Wir sind uns einig, dass wir selten so etwas Schönes in unserem Leben gesehen haben. Sogleich machen wir es uns auf einem Fels gemütlich und genießen unsere Brotzeit. Auch andere Wanderer haben inzwischen den Weg nach oben gefunden. Außerdem treibt eine Kuh ihr Unwesen. Diese ist gierig nach Essbarem und zerstört jedes Picknick, indem sie einfach überall reintrampelt und alles frisst, was ihr zwischen die Zähne kommt (inklusive Verpackung!). Eine Gruppe junger Peruaner, die anscheinend ein Musikvideo drehen wollen, ist inzwischen auch hier. Sie packen ihre Instrumente aus und legen los. Plötzlich fängt einer an, ein Lied auf seiner Gitarre zu spielen. Dies scheint an ein bestimmtes Mädchen gerichtet zu sein, denn sie steht davor und schaut ganz verliebt. Als das Lied zu Ende ist, macht der Typ ihr dann doch tatsächlich einen Heiratsantrag. Am besten ist dann, als es an die Fotos geht. Da schaltet sich nämlich die freche Kuh wieder ein. Sie kommt sogleich dahergetrampelt und stellt sich auch mit ins Foto der frisch Verlobten. Nachdem das getan ist, macht sie sich weiter daran, das Essen der Wanderer zu vertilgen. Wir beobachten das Geschehen oben auf dem Berg mit größtem Vergnügen. Der Weg zurück ist dann eine wahre Wohltat, denn es geht eigentlich nur bergab. Gegen 16 Uhr steigen wir glücklich und geschafft in den Bus zurück nach Huaraz.

Am nächsten Tag geht es auf zu unserer letzten Wanderung zur Laguna Churup. Diese Wanderung werden wir wieder ohne Graham machen, da er zu geizig ist, sich ein Ticket für den Nationalpark zu kaufen. Auch die Wanderung zur Laguna 69 konnte er leider nicht mit uns antreten, da er nicht so früh aufstehen wollte. Naja, denken wir uns, der verpasst ordentlich was. Wie seine Wanderung an dem Tag endet, dazu später mehr. Unser Gastgeber nimmt uns netterweise um 7 Uhr morgens mit nach Huaraz, von wo aus wir einen Bus zum Ausgangspunkt der Wanderung machen. Hier lernen wir zwei nette Tiroler kennen, die einen einmonatigen Wanderurlaub in Huaraz machen. Anscheinend sind sie richtige Profis, da sie auch die Gletscher besteigen wollen. Sie erzählen uns, dass sie ganze 90 kg Gepäck mit nach Peru gebracht haben. Seile, Pickel und alles, was man halt so braucht als Profibergsteiger. Wir sind gleich ganz neidisch und wünschen uns, so etwas auch zu können. Die Wanderung stellt sich als weniger anstrengend heraus, als gedacht. Das letzte Stück macht besonders Spaß, denn da müssen wir durch eine Art Klettersteig. Oben angekommen, genießen wir den Ausblick auf die Lagune. Diese ist dunkler als die Laguna 69. Von den Farben her erinnert sie uns ein bisschen an den Eibsee in Bayern. Wir steigen noch höher zu einem Aussichtspunkt und machen uns dann über einen anderen Weg wieder auf den Weg nach unten. Auch hier muss ganz schön geklettert werden. Wieder geht ein total schöner Wandertag zu Ende. Kurz nachdem wir Zuhause ankommen, kommt auch Graham heim. Er wirkt total gestresst und durchgeschwitzt. Wir erinnern uns sogleich daran, als er in Salento auch ohne uns gewandert ist und vom Weg abkam (siehe Blogeintrag mit dem Titel „Salento – Wandermekka oder gfährlichs Fleckal?„). Daraufhin fand er sich irgendwann im tiefsten Dschungel wieder und hatte ernsthafte Schwierigkeiten, wieder hinauszufinden. Auch diesmal, erzählt er, ist er anscheinend vom Weg abgekommen. Er meint, dass wir keine Ahnung hätten, was er gerade durchgemacht hätte. Anscheinend sei er auf dem Rückweg seiner Wanderung einem sehr zweifelhaften Weg gefolgt. Dieser führte ihn auf einem engen Weg, bei dem es an einer Seite steil nach unten ging. Irgendwann sei er auf einem Berg gewesen, von dem aus er das Städtchen, in dem wir wohnten, schon sehen konnte. Genauer gesagt war es ein Berg, der sehr nah an unserer Unterkunft war. Zumindest Luftlinie. Da der Berg so steil war, konnte er ihn jedoch nicht einfach hinabsteigen. Irgendwann musste er durch verlassene Privatgrundstücke, wo überall „Zutritt verboten“ stand, außerdem machten ihm steile Abhänge zu schaffen. Zum Schluss befand er sich dann im Privatgrundstück der örtlichen heißen Quellen, die man eigentlich nur durch Bezahlung eines Eintrittsgeldes betreten konnte. Diese waren jedoch schon geschlossen, und er musste einen Gärtner bitten, ihn rauszulassen, da das Gelände von hohen Mauern umgeben war. Der Gärtner schien sichtlich irritiert und fragte ihn immer wieder, wo er überhaupt herkäme und wie er reingekommen sei. Ein bisschen schmunzeln müssen wir ja schon, als er uns die Story erzählt. Kathi spricht ihm sogleich ein Verbot aus, jemals wieder alleine wandern zu gehen, da es ja immer wieder zu beinahe-Katastrophen kommt, wenn er wieder meint, er könne ein paar Kröten sparen und andere Wege einschlagen.

Am letzten Tag wollen wir dann nicht mehr wandern, sondern uns entspannen. Wir machen Yoga, kochen uns Nudeln mit frischem Pesto, und Jonas macht abends ein großes Lagerfeuer, an dem wir uns wärmen können. Das war’s auch schon mit Huaraz, unser nächstes Ziel ist die Hauptstadt Lima!


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