Die Busfahrt nach Santiago de Tolú (Karibischer Norden)


7.01.2024 bis 8.1.2024//
Obwohl wir in weiser Voraussicht genug Zeit einplanen, um zum Busbahnhof in Bogota zu kommen, sorgt der sonntägliche Abendverkehr in Bogotá noch für Herzklopfen. Wir warten 30 Minuten auf den Uber. Als wir sehnsüchtig in den Uber einsteigen, weicht unser Missmut im ersten Moment jedoch nicht wirklich, da uns durch den massiven Stau in La Candelaria sogar die Fußgänger massenweise überholen. Nach kurzer Zeit können wir jedoch diese zähe Phase ebenfalls überwinden und gelangen endlich auf den Highway. Belohnt werden wir durch Wände mit tollen Graffitis und der Taxifahrer, welcher gleich vier Handys hat (und ein Kurzvideo nach dem anderen anschaut), kutschiert uns routiniert und rechtzeitig zum Busbahnhof. Wir atmen auf, dass wir es doch noch rechtzeitig zum Bus schaffen. Der Busbahnhof ähnelt von der Größe einem Flughafenterminal. Nichts desto trotz kommen wir mit ein bis zwei Umwegen erschöpft aber glücklich am richtigen Bus an und beginnen mit dem Boarding durch den freundlichen Busfahrer.
Wir steigen in den Bus, nehmen in der vordersten Sitzreihe platz, legen die Stühle nach hinten, um später gut schlafen zu können, freuen uns über die komfortablen Sitze und die Beinfreiheit, fühlen uns bezüglich der Vorauswahl unserer Klamotten sehr gut vorbereitet, da wir bereits erfahren und oft gelesen haben, dass solche Langstreckenbusse stark runtergekühlt werden und es ein sehr großer Fehler wäre, den Bus in kurzer Hose und T-Shirt überstehen zu wollen. Also alles Perfekto. Zumindest bis jetzt…
Dann steigt eine junge Frau mit Säugling ein und setzt sich zu unserem Leid direkt hinter Kathi. Mist! In unserer Vorstellung hören wir die ganze Busfahrt das Balg bereits schreien und schauen uns leidvoll gegenseitig an. Es dauert nicht lange bis unsere Vorstellung von tatsächlichem Geschrei abgelöst wird. Mit der Befürchtung 24h hinter uns immer wieder Kindergeschrei zu vernehmen, wechseln wir zu den Sitzplätzen links nebenan und denken, dass wir die Situation verhältnismäßig geschickt verbessert haben. Der freundliche Busfahrer beginnt die Tour. Wir stellen verwundert fest, dass er ein singender Busfahrer ist. Einen Song nach dem anderen kann er vertraut und mit lautem Organ mitsingen. Weird, aber irgendwie sehr unterhaltsam und eine angenehme Abwechslung zu den uns bekannten und eher nüchtern wirkenden Busfahrern aus Deutschland.
Um die Zeit gut überbrücken zu können, beginnen wir zu lesen und werden bald müde. Wir kuscheln uns in mitgebrachte Decken ein und versuchen zwischen dem singenden Busfahrer und dem schreienden Säugling so gut es geht zu schlafen. Obwohl wir uns mit reichlich Decken und warmen Klamotten ausgerüstet haben, frieren wir dennoch, während wir durch die Serpentinen immer wieder wachgerüttelt werden. Irgendwann morgens machen wir eine längere Pause. Dabei wärmen wir uns mit der bereits beim wandern kennen gelernten klarer Suppe mit Kartoffel und Fleisch auf. Danach fühlen wir uns besser und steigen wieder in den Bus. Beim einsteigen bemerkt Jonas, dass die Mutter nicht nur einen Säugling dabei hat, sondern auch noch hochgradig schwanger ist. Krass, dass Sie dennoch eine so lange Busfahrt mitmacht. Gibt halt keine Alternativen und da muss Sie wahrscheinlich durch.
Die ersten Sonnenstrahlen beginnen die uns bisher unbekannte Landschaft zu erhellen und neugierig blicken wir immer wieder aus dem Fenster. Umgeben von einer idyllischen Berglandschaft beginnen wir den neuen Tag. Stetig verändert sich der Ausblick. Die bergigen Hügel erinnern fast an das Auenland. Satte grüne Wiesen werden bald durch die ersten Palmen abgelöst und wir beobachten immer mehr exotische Vögel. Es zeichnet sich immer mehr ab, dass der kühle und bergige Teil des Landes bereits überwunden worden ist und es bestimmt nicht mehr lange dauert bis wir die Karibik erblicken werden… Unsere Vorfreude steigt trotz Müdigkeit und der immer noch anhaltenden Krankheit von Kathi ins unermessliche! Und dann vernimmt Jonas plötzlich rechts von Ihm Würggeräusche und ein Plätschern. Mit einem unauffälligem Blick nach rechts stellt Jonas fest, dass die Schwangere auf den Boden gekotzt hat. Sie wirkt nicht so, als würde sie Hilfe brauchen, oder als wär sie schambehaftet gegenüber den anderen Reisenden. Sie wechselt im Anschluss die Windel ihres Säuglings und wirft die Windel ebenfalls auf die bereits nach vorne und hinten verteilte Kotzlarche in Ihrem Fußraum und schläft weiter! Der säuerliche Geruch verteilt sich nun durch die klimatisch wärmere Atmosphäre und der wärmenden Sonnenstrahlen im Bus „ideal“. Jonas bedauert Kathi zwar, dass sie durch Ihre verlegten Schleimhäute auf dem rechten Ohr schon seit Stunden kaum noch etwas hört und auch keinen Druckausgleich durchführen kann, jedoch bleibt ihr wenigstens der „Geruch“ erspart. Das Schauspiel rechts neben uns wiederholt sich noch ein paar mal bis wir endlich das Ziel erreichen: Santiago de Tolú.
verfasst von Jonas

nach dem morgendlichen Frühstück während der Busfahrt

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