Tayrona Nationalpark – Touristenfalle oder Paradies?


17.02. – 19.02.
Nachdem wir uns ein paar Tage in Santa Marta von den Strapazen der Lost City Tour erholt haben, machen wir uns auf zu unserem nächsten Ziel: Tayrona Nationalpark. Der Wecker klingelt früh in unserem Zelt, welches fünf Minuten Fußmarsch vom Haupteingang des Parks entfernt liegt. Da unter anderem Wochenende ist und der Park für einen halben Monat geschlossen war, tummeln sich vor dem Eingang vermutlich noch mehr Menschenmassen als sonst. Wir müssen circa eine Stunde warten bis es endlich weiter geht. Nach einer kurzen Busfahrt zum dichteren Dschungel des Parks sehen wir, dass überall Pferde für Touristen bereit stehen. Wir bedauern kurz die vielen Pferde, welche Tag für Tag Touristen durch den Dschungel tragen müssen. Dann machen wir uns auch schon auf den Weg. Der mal breitere, mal schmalere Pfad erinnert uns an die vorangegangene Lost City Tour. Diesmal jedoch glücklicherweise ohne anstrengende Steigungen, welche die Guides der letzen Tour den Touristen immer scherzhaft als „Columbian Flat“ verkauften. Wir wollen zwei Nächte im Park verbringen und haben uns deshalb gut mit Verpflegung eingedeckt. Dementsprechend schwer ist auch unser Gepäck, welches Jonas trägt. Immer wieder überholen uns Pferde auf denen Touristen sitzen, dicht gefolgt von Guides welche alle paar Schritte laut „Vamos“ schreien, damit die Pferde schneller gehen. Auch toll denken wir uns, da freut man sich auf einen Ritt durch den magischen Dschungel, nur damit der Pferdeinhaber einem alle paar Sekunden ins Genick spuckt. Es werden immer mehr Touristen und auch das Rauschen des Meeres wird stetig lauter. Unsere Vorfreude steigt und es dauert nicht mehr lang bis wir den noch recht leeren Strand erreichen. Die Wellen sind verhältnismäßig stark, wodurch wir uns nur ein paar Meter in das Wasser hineingehen trauen. Danach relaxen wir für ein bis zwei Stunden, müssen das Glück dann jedoch abbrechen, da die Sonne intensiver wird und wir uns ein kühles Bier im Schatten gönnen möchten. Da merken wir dann auch, dass wir uns einen mortzmäßigen Sonnenbrand eingefangen haben, und das „obwohl es bewölkt war“, man lernt es einfach nie. Dann machen wir uns weiter auf den Weg zu unserer ersten Unterkunft, bei der wir uns eine Hängematte vorab organisiert hatten. Die Bucht dort ist recht überlaufen, ansonsten ist es aber wunderschön. Nicht zu Unrecht wurde dieser Strand zu einem der 10 schönsten der Welt gekürt. Wir ärgern uns ein bisschen, dass wirklich so viel los ist. Nationalparkflair macht sich bei uns nicht wirklich breit. Es fühlt sich hier eher wie Abfertigung und Massentourismus an. Dennoch bleiben wir optimistisch und versuchen, das beste daraus zu machen. Wir essen unsere Brotzeit am Strand und Jonas hüpft noch einmal ins kühle Nass. Der Plan danach in die Dusche zu gehen geht leider auch nicht auf, da eine lange Schlange von Touristen ebenfalls den gleichen Plan hat. Doch irgendwann war auch das geschafft. Erschöpft legen wir uns in unsere Hängematte und schlafen schnell ein.

Am nächsten Tag stehen wir früh auf und machen zuallererst einen Spaziergang zum nahegelegenen FKK Strand, der von den Menschenmassen verschont bleibt. Dort angekommen setzen wir uns in den Schatten und beobachten lustig wirkende Krebse, die im Sand Löcher graben, mit ihren Scheren die Augen säubern und wild hin und her laufen. Lustiges Getier! Dann müssen wir auch schon wieder zurück, da wir weiter wollen. Kathi hat einen kleinen Pfad auf Maps.me entdeckt, welcher recht exotisch wirkt. Er führt in die Richtung einer Ureinwohnerstätte und dann weiter zum Strand wo wir die zweite Nacht verbringen wollen. Die heilige Stätte ist für die Öffentlichkeit im Moment nicht zugänglich, jedoch ist dieser kleine Pfad ebenfalls der schnellste Weg zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit. Die Wanderapp berechnet zwei bis drei Stunden bis zum nächsten Ziel. Mehr muss es auch nicht sein, sagen wir uns. Immerhin sind wir hier nicht hauptsächlich zum Wandern, sondern auch zum am Strand liegen.
Wir betreten wieder den Dschungel. Diesmal ist der Weg recht schmal und wir sehen auch keinen anderen, der den gleichen Weg geht. Es wird immer dichter und abgelegener, wir überqueren kleine Bäche, gehen durch ausgetrocknete Flüsse, welche jetzt als Weg dienen und müssen immer öfter kurz stehen bleiben, weil nicht immer eindeutig ist, wo oder ob der Weg weiter geht. Der Dschungel wirkt magisch. Kathi ist sich sicher, dass diesen Weg früher und heute die Ureinwohner genutzt haben müssen und wir fühlen uns wie in einem Film von Indiana Jones, oder „Jungle“ mit Daniel Radcliffe. Immer wieder sehen wir bestimmt 4-5 Meter hohe Steine auf denen sich unzählige Pflanzen und Wurzeln ranken. Nicht selten müssen wir klettern oder uns klein machen, um weiter zu kommen. Nach einer halben Stunde entdecken wir ein sehr in die Jahre gekommenes Schild bei dem wir uns fragen, ob es noch aktuell ist. War es natürlich nicht, da es uns in die falsche Richtung lotst, wodurch wir einen steilen Hang hinauf klettern müssen um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen. Danke für nichts betagtes Schild! Dann entdecken wir auf einem Stein die Letter „no pasa“, gehen aber dennoch weiter, nur um dann festzustellen, dass wir durch den herausfordernden Weg erst ein viertel der Strecke hinter uns gelegt haben und noch dazu auch der weitere Verlauf des Weges nicht mehr eindeutig zu erkennen ist. Noch dazu ist der schwere Backpackerrucksack wirklich nicht für so einen Track geeignet. Jonas kommt der Weg schon seit längerem eigenartig vor und eigentlich hat er schon lange keine Lust mehr auf Kathi’s Adventure Route. Er muss sich daran erinnern, als Kathi beim letzten Urlaub in Albanien auch unbedingt eine Route mit dem Auto fahren wollte, die definitiv nicht für unsere Art Kleinwagen, die wir uns geliehen hatten, geeignet war. Aber wenn sich Kathi mal einen Weg in den Kopf setzt, ist es schwer, sie zum umkehren zu bewegen. Jonas ist da meist etwas vernünftiger und weniger risikofreudig. Nach kurzem Abwägen entscheiden wir uns dafür zurück zu gehen, vor allem auch weil der Weg mit dem schweren Rucksack für Jonas wirklich nicht einfach zu bezwingen ist. Wir gehen zurück und gehen den konventionellen Weg. (Nachtrag: Im Lonley Planet von 2021 lesen wir später, dass diese Tour auch mit Guide möglich gewesen wäre. Da jedoch die antike Stadt für die Öffentlichkeit geschlossen ist, wird dieser Weg vermutlich auch nicht mehr genutzt.)


Am Ausgangspunkt angekommen stocken wir unsere Wasservorräte auf und gehen los. Der Dschungel wird immer dichter und gewährt uns eine angenehmen kühlen Schutz vor der Mittagshitze. Als wir vor einem Aufstieg Pause machen, um etwas von unserem Mitgebrachten zu vertilgen, setzt sich ein etwa 45 jährigen Amerikaner zu uns. Er erzählt uns, dass er um 8:00 Uhr morgens von unserem heutigen Ziel gestartet ist und von der Natur total begeistert ist. Er erzählt uns, dass er sich immer wieder hinsetzen muss, um den Ausblick an der Bergspitze, die Natur oder die wilden Affen zu bestaunen. Er wirkt sehr überwältigt von diesem Hike. Er erzählt uns ebenfalls dass er sich MDMA und Magic Mushrooms vor der Wanderung einverleibt hat. Er wirkt aber nicht unangenehm aufgedreht oder lost, sondern stattdessen in sich selbst angekommen und im Einklang mit der Natur. Irgendwie beneidenswert. Wir führen ungeplant circa eine Stunde ein gutes Gespräch mit ihm, lehnen dankend ab, mit ihm DMT (eine Pflanzensubstanz mit sehr stark halluzinogener Wirkung) zu rauchen, und ziehen dann weiter. Wir werden mit einem grandiosen Ausblick belohnt und erreichen am Gipfel ebenfalls das Affenrudel in den Bäumen.

Nach zusätzlicher zweistündiger Wanderung erreichen wir unser Ziel. Es fühlt sich sofort an wie die Ankunft im Paradies. In einem von Bergen umrandeten Tal, mit ungewöhnlich dichtem grünen Gras, hoch gewachsenen Palmen mit Kokosnüssen und weißen fast menschenleeren Stränden fühlen wir uns sofort sau wohl.

Den restlichen Tag verbringen wir am Strand mit kühlem Bier und essen Kokosnüsse von den Palmen. Das Leben meint es nun doch gut mit uns. Am nächsten Tag nutzt Jonas noch die perfekte Gelegenheit zum Bodysurfen. Die Vorraussetzungen könnten kaum besser sein, da man sehr lange noch gut stehen kann und die Wellenhöhe zwar hoch ist, jedoch nicht so hoch ist, dass einem Angst wird, zu ertrinken. Und dann geht es auch schon wieder in Richtung Ausgang und weiter zum nächsten Ziel.

Das von vielen Reisenden gepriesene…

…Río Hostel – Partyhostel oder Erholungsort?

19.02 – 22.02

Die Anreise dorthin ist ziemlich anstrengend für uns, da bereits die vorangegangene Wanderung zum Ausgang des Nationalparks ausschließlich aufwärts ging und deshalb unsere letzen Kraftreserven verbraucht sind. Nach einer circa einstündigen Anfahrt mit dem öffentlichen Bus (ohne Sitzplatz) und einer 15-minütigen Wanderung entlang eines Flusses im Dschungel zum Hostel schreckt Kathi circa 10 Meter vor der Hostel kurz zusammen. Kathi stellt erschrocken fest, dass unsere zweitägige Reservierung erst ab morgen ist. Verdammt! Jonas und Kathi sind sich sicher, dass keine Übernachtung in dem im wahrsten Sinne des Wortes fast greifbarem Hostel mehr übrig ist. Wir selber mussten 2 Wochen vorab die Zimmer reservieren, weil es immer sehr ausgebucht ist. Kathi meint es ist ganz sicher ausgebucht. Wir brauchen es erst gar nicht mehr probieren. Nichts desto trotz einigen wir uns darauf, dass wir dennoch anfragen sollten. Fragen kostet ja nichts. Als wir dem Rezeptionisten kurz unsere Situation beschreiben, muss er sichtlich schmunzeln und bittet uns einen kleinen Moment zu warten. Das Warten kommt uns vor wie eine Ewigkeit, doch dann sehen wir schon an der Mimik, dass er uns ein Zimmer für heute anbieten kann. Zwar in einem 25er Dorm (am nächsten Tag ziehen wir um in ein 4er Zimmer), aber geschafft! Wir werden zu unserem Zimmer begleitet, machen uns frisch und sprinten zur Bar, um ein kühles Bier zu trinken. Es ist wirklich total toll in dem Hostel. Die anderen Reisenden haben nicht zu wenig versprochen. Es gibt eine eigene Bäckerei, eine Bar, eine Pizzabäckerei mit regionalem Craft Beer, ein Restaurant, eine Fitnessecke, einen Volleyballplatz, einen Privatstrand am Fluss und vieles mehr. Es ist alles recht verwinkelt und mit vielen schönen Pflanzen bespickt, eigentlich fast als wenn jemand eine kleine Stadt in den Dschungel gebaut hätte, wodurch wir uns öfters mal verlaufen. Der Geruch von den Blüten der bunten Kletterpflanzen die alles bedecken reicht bis in unser Zimmer, welches einem Baumhaus ähnelt. Am ersten Abend bestellen wir uns noch eine Pizza und gehen pünktlich um 20:00 Uhr erschöpft aber glücklich ins Bett, denn jetzt haben wir durch einen Fehler eine Nacht mehr in diesem wunderbarem Hostel. Am nächsten Tag chillen wir vormittags und machen über den anliegenden Fluss einen kleinen Abstecher zum benachbarten Ort, um uns für die am Abend angekündigte Party mit Alkohol einzudecken, da die Preise im Hostel nichts für uns Sparfüchse sind. Als wir abends auch wieder über den Fluss zurückkehren ist schon aus der Entfernung laute Techno Musik zu hören. Dort angekommen schenken wir uns Rum mit Cola und Eis ein und begeben uns unter das Partyvolk. Kathi freundet sich mit einer Deutschen an und Jonas mit einer Gruppe Schweizer Jungs an, welche eher aussehen wie die verrückten Jungs aus New Kids Turbo. Jedoch wird Jonas bald müde und verabschiedet sich, um ins Bett zu gehen. Schade. Doch nicht lange, denn Kathi kommt hochmotiviert, sichtlich angetrunken und willig auf „DÄNCEN“ zu Jonas ans Bett, weckt ihn und beschwert sich, dass Jonas immer wieder einschläft, wenn die Party abgeht. Jonas gibt ihr recht und überwindet sich wieder aufzustehen. Er ist ja schließlich auch gleich wieder im Bett, wenn es nicht gehen sollte. Nachdem wir uns fürs DÄNCEN hergerichtet haben, kehren wir zur Party zurück. Die Tanzfläche ist überraschend voll, die Musikanlage knackig und bassig. Die DJs legen guten Sound auf. Nach einem kurzen Eingewöhnungsespresso für den schlaftrunkenen Jonas stürmt auch er auf die Tanzfläche. Für zwei Stunden geben wir beide noch Vollgas und hüpfen dann auch schon wieder ins Bett, um am nächsten Tag leicht verkatert wieder aufzuwachen. Am vorletzten Tag machen wir nicht viel, außer nochmal in das Nachbardorf zu schlendern, um dort eine verdammt leckere Meeresfrüchtesuppe mit Kokosreis und frittierten Bananen zu essen. Danach wird sich noch was Süßes an einer französischen Bäckerei nebenan einverleibt. Erschöpft kommen wir am Hostel an und versinken in einen tiefen Nachmittagsverdauungsschlaf. Am nächsten Tag geht’s weiter in das Fischerdorf Taganga, wir haben Lust auf weniger Touristen und mehr authentisches Kolumbien…und leckeren Fisch frisch aus dem Meer.


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