03.03-18.03
Unser Abreisetag von der Farm in Vietnam ist da. Wir packen unsere Rucksäcke und verabschieden uns von allen. Wieder einmal hatten wir eine tolle Zeit und durften durch unseren kleinen Job als Englischlehrer etwas Neues ausprobieren. Wir bekommen sogar einen einlaminierten Abschiedsbrief mit lieben Worten – das rührt uns dann doch ein bisschen. Aber das Abenteuer muss weitergehen!
Wir beschließen, es mal wieder mit Trampen zu versuchen, da wir zurück nach Hoi An wollen und uns sonst ein teures Taxi nehmen müssten. Also stellen wir uns an die Straße und geben unser Bestes. Leider hält zunächst niemand an, und wir werden langsam unsicher, ob es wirklich eine gute Idee ist, hier zu trampen. Nach etwa einer halben Stunde haben wir dann doch Glück: Eine sehr nette Frau in unserem Alter nimmt uns mit. Als wir ihr sagen, wo wir hinmüssen, meint sie, dass sie einen kleinen Umweg fährt und uns direkt zum Hotel bringt. Wir versichern ihr, dass das nicht nötig sei, doch sie lässt sich partout nicht davon abbringen. Die Vietnamesen sind wirklich ein überaus freundliches Volk. Als sie uns absetzt, überreichen wir ihr zum Dank ein paar Kekse und verabschieden uns. Dass wir so schnell ankommen würden, hätten wir nicht erwartet.
Diesmal haben wir eine Unterkunft gebucht, die nicht weit vom Meer entfernt ist – denn die kommenden Tage ist Sonne angesagt. Als wir in unser Hotel einchecken, sind wir ganz begeistert: Es gibt zwei Pools, und wir haben das größte Bett, das wir je gesehen haben.

Unsere nächste Mission ist nun, ein günstiges Mittagessen zu finden. Zunächst stoßen wir nur auf Touristenrestaurants und sind etwas enttäuscht. Dann jedoch entdecken wir ganz in der Nähe unserer Unterkunft einen Ort, der genau nach unserem Geschmack ist: Es gibt nur einen Tisch im Vorhof einer Familie, und serviert wird einfach das eine Gericht, das sie an diesem Tag kochen. So authentisch mögen wir es am liebsten!

Das Essen ist hervorragend, und zur Feier des Tages gönnen wir uns ein Bier in der Sonne.
Da wir danach aber noch immer etwas hungrig sind, geht es direkt weiter mit dem Schlemmen. Da wir am Meer sind, bildet sich Kathi ein, dass sie mal wieder Meeresfrüchte essen will. Gesagt, getan – es gibt sogar überbackene Jakobsmuscheln!

Glücklich und gesättigt wollen wir uns nun an den Strand legen, wenn es schon mal so schön warm ist. Ehrlich gesagt ist es ewig her, dass wir einen Strand und wirklich warmes Wetter hatten – das letzte Mal war wohl in Indonesien. Umso mehr genießen wir die Sonne jetzt.

Die Umgebung rund um unser kleines Hotel ist wirklich wunderschön: Zur einen Seite gibt es eine Lagune mit Reisfeldern, zur anderen große Gemüsefelder, durch die man spazieren kann.

Außerdem bekommen wir vom Hotel ein Fahrrad, mit dem wir wunderbar durch die Reisfelder radeln können.




An einem Abend beschließen wir, uns sogar einen Cocktail am Pool zu gönnen. Wir müssen lachen, als wir feststellen, dass sich das hier richtig wie Urlaub anfühlt. Sonne, Strand, Meer, Cocktails – so sah unsere Reise bisher eher selten aus!

Ein besonderes Highlight in dieser Unterkunft ist eine Mitarbeiterin, die in unserem Alter ist und die ganze Zeit über Witze reißt. Als wir nach dem Cocktail leicht angetrunken ins Gespräch mit ihr kommen, verratschen wir uns stundenlang. Sie spricht erstaunlich gutes Englisch, und wir reden über Gott und die Welt. Wir erfahren viel über die vietnamesische Kultur, wie es ist, in einem kommunistischen Land zu leben, und können sie praktisch alles fragen. Als wir uns am nächsten Tag verabschieden, überreicht sie uns sogar ein kleines Abschiedsgeschenk und meint, dass sie aus unserem Gespräch am Vorabend viel mitgenommen hat.
Nun geht es weiter mit dem Nachtbus in den Norden Vietnams. Unser nächster Halt: Ninh Binh. Von der Bushaltestelle müssen wir noch etwa eine Stunde zu unserer Unterkunft laufen. Doch die Strecke ist wunderschön – sie führt durch Reisfelder, umgeben von einer beeindruckenden Bergkulisse.
In unserer Unterkunft begrüßt uns als Erstes ein kleiner Hundewelpe.

Zum Glück dürfen wir direkt unser Zimmer beziehen und machen erst einmal einen richtigen Gammeltag – im Bus hatten wir schließlich nicht den erholsamsten Schlaf.
Für Ninh Binh haben wir drei verschiedene Aktivitäten geplant – natürlich wird hier wieder alles mit dem Rad erkundet. Unser erster Stopp ist eine bekannte religiöse Andachtsstätte: der Bich-Dong-Pagodenkomplex. Er besteht aus einem ikonischen Tor mit Brücke und drei Pagoden, die auf verschiedenen Ebenen eines Berges angeordnet sind. Die ruhige Umgebung mit Bergen und einem von Seerosen bedeckten See trägt zum besonderen Charme des Ortes bei.




Danach geht es direkt weiter zum nächsten Touristen-Hotspot: ein Aussichtspunkt, den wir allerdings erst nach 500 Treppenstufen erklimmen müssen. Oben angekommen, werden wir mit einem beeindruckenden Blick auf den Fluss und die umliegenden Reisfelder belohnt.




Das Highlight in Ninh Binh ist jedoch eine mehrstündige Bootsfahrt durch eine atemberaubende Landschaft. Die Kombination aus hoch aufragenden Kalkstein-Karstfelsen, versteckten Tempeln und ausgedehnten Höhlensystemen, durch die man mit dem Boot fährt, macht die Tour zu etwas ganz Besonderem.






Eine der Höhlen, durch die wir gleiten, ist sogar mehr als einen Kilometer lang!

Zwischendurch halten wir immer wieder an Tempeln.


Uns fällt auf, dass wir fast ausschließlich von vietnamesischen Touristen umgeben sind – vielleicht liegt es daran, dass internationale Reisende um diese Uhrzeit noch schlafen. Schließlich waren wir bereits um 7 Uhr morgens an der Bootsanlegestelle. Es ist spannend zu beobachten, wie die Einheimischen in jedem Tempel reichlich Bargeld hinterlassen. Diese Opfergaben sollen finanziellen Wohlstand, Gesundheit und Erfolg bringen – fast so, wie wenn man in Deutschland in der Kirche etwas in den Klingelbeutel wirft.
Obwohl wir die Bootsfahrt genießen, da die Kulisse wirklich atemberaubend ist, sind wir doch ein bisschen genervt von den anderen Touristen. Die Vietnamesen sind ein sehr gesprächiges Volk und nicht gerade leise. Besonders in den Höhlen ist deren lautes Organ besonders penetrant. Manchmal wollen wir einfach nur die Ruhe genießen, aber leider ist das nicht wirklich möglich. Wir sind aber ehrlich gesagt auch ein bisschen traumatisiert vom Straßenverkehr hier in Vietnam. Es wird einfach ständig aus uns unerfindlichen Gründen gehupt. Besonders wenn Leute auf Kurven zufahren hupen sie einfach, um wie eine Art Warnsignal zu geben. Besonders schlimm war das Hupen eines großen Lastwagens, der einige Tage zuvor direkt neben uns gehupt hat. Seitdem haben wir beide leider einen kleinen Hörschaden auf einem Ohr und laute Geräusche hören sich noch unerträglicher für uns an. Wir hoffen jetzt einfach nur, dass sich unsere Lauscher wieder erholen werden! Aber gut, immerhin werden wir mit unserer täglichen Portion an Phở Suppe getröstet! Bald geht es auch schon weiter zu unserer letzen Station unserer Reise, bevor es bis Ende Mai zurück ins gute alte Deutschland geht. Wir wollen in den bergigen Norden, um mal wieder zu wandern!


Als wir in Sapa, der Hauptstadt des Nordens, ankommen, ist es schon dunkel. Da es relativ hoch liegt, sind die Straßen oft mit dicken Wolken bedeckt. So auch, als wir ankommen. Wir beschließen, uns gleich eine leckere Suppe in einem Restaurant neben dem Busbahnhof zu gönnen. Dazu gibt es frisch eingelegtes Kim Chi, so lecker! Außerdem sehen wir, wie unser Nachbartisch einen Eimer mit einer durchsichtigen Flüssigkeit auf dem Tisch stehen hat. Sie schöpfen immer wieder etwas raus und füllen es in kleine Becher um, die wie Eierbecher aussehen. Als wir den Restaurantbesitzer fragen, was das ist, meint er, das wäre „Happy Water“, ein Schnaps, den sie hier im Norden zu jedem Anlass Tag und Nacht trinken. Da wir neugierig sind, bestellen wir auch zwei Gläser davon, sind aber von der Größe dann doch relativ überrascht! Anstatt uns Stamperl zu bringen, bekommen wir zwei randvolle Trinkgläser! Na gut, was soll’s, denken wir uns. Als wir probieren, erinnert uns der Geschmack an Raki. Nicht gerade der beste Schnaps, aber er soll von innen wärmen. Da Jonas den Fusel nicht runterbringt, muss sich Kathi opfern und beide trinken! Nun aber ab zum Hotel. Zu unserer Überraschung haben wir ein sehr schönes, geräumiges Zimmer, da wir ein kostenloses Upgrade bei der Buchung erhalten haben. Es gibt sogar zwei Fenster mit Aussicht und einen Flachbildfernseher! Solch einen Luxus sind wir natürlich nicht mehr gewohnt. Wir erfreuen uns der Annehmlichkeiten und erkunden sogleich die Stadt. Wir merken schnell, dass die verschiedenen Bergvölker im Norden ihre Kultur viel besser bewahren konnten als anderswo in Vietnam. Die Menschen sind in bunten, traditionellen Kleidern gekleidet, und es gibt Märkte mit allerlei Kräutermedizin und Handarbeit.



Wir beschließen, uns für den nächsten Tag einer Tour mit Einheimischen anzuschließen, um zwischen den Reisfeldern mit ihnen wandern zu gehen und mehr über Land und Leute hier zu erfahren. Morgens geht es los, und wir wandern zunächst mit 20 anderen Touristen durch verschiedene Dörfer und genießen die schönen Ausblicke.








Die Tourguides bestehen aus einem jungen Paar, das in einem abgelegenen Bergdorf aufgewachsen ist. Nach einigen gewanderten Kilometern kommen wir dann nachmittags verschwitzt in ihrem Homestay an, um dort die Nacht zu verbringen. Es ist ganz abseits in den Bergen gelegen, und das Panorama besteht aus Bergen und Bambuswäldern, die aber immer wieder von vorbeiziehenden Wolken verdeckt werden.
Wir werden dort festlich bewirtet, und die Gastgeber lieben es, mit uns Trinkspiele mit Happy Water zu spielen. Als ein anderer Tourist sie fragt, ob sie denn jeden Tag trinken würden, meint der Gastgeber nur trocken: „Nein, aber jede Nacht!“ Klar, denken wir uns, die Tour wird schließlich täglich angeboten, und das Schnapstrinken ist ein fester Bestandteil davon, da es sogar in der Beschreibung im Internet steht.

Nach den Trinkspielen geht es dann weiter zum Karaoke, einer der Lieblingsbeschäftigungen der Vietnamesen. Sie haben dafür sogar einen eigenen Raum. Da uns das Gegröle der anderen aber viel zu laut ist, gehen wir lieber ins Bett, um am nächsten Tag fit zu sein. Am nächsten Morgen werden wir mit frischen Pfannkuchen geweckt.

Nach dem Frühstück geht die Wanderung dann hinab ins Tal, es gibt wieder viele tolle Reisfeld-Panoramen zu sehen. Zufällig kommen wir auch an einer Beerdigung vorbei. Sie erinnert eher an ein kleines Fest, und uns fällt auf, dass die Leute dort schon zur sehr frühen Stunde fleißig am Happy Water trinken sind. Naja, so wird der Schmerz wohl ertränkt! Zudem erfahren wir, dass es hier in diesem Dorf wohl so gehandhabt wird, dass man die Toten nach 10 Jahren wieder ausgräbt, um ihre Knochen zu waschen. Das hat wohl einen religiösen Hintergrund. Unsere weibliche Reiseleitung erzählt uns, dass die Mutter ihres Mannes vor ein paar Jahren gestorben sei und dass sie ihre Schwiegermutter in ein paar Jahren ausgraben müsste. Sie sagt halb weinend, halb lachend, dass ihr davor schon ganz schön grausen würde und dass sie dafür wahrscheinlich nie bereit sein wird. Nachdem wir den ganzen Morgen gewandert sind, werden wir noch in ein Restaurant zum Mittagessen geführt und dann wieder zurück zum Hotel gebracht.
Da das Wetter aber ungewöhnlich schön ist, genießen wir noch ein paar entspannte Stunden in einem Café mit einem wundervollen Ausblick auf die angrenzenden Berge.


Die Entspannung können wir gut gebrauchen, denn wir wollen zum Abschluss unserer großen Reise noch etwas Besonderes machen. Wir wollen den höchsten Berg im Umkreis besteigen. Mit knapp über 3000 Metern ist der sogenannte Fansipan der höchste Berg von Vietnam, Laos und Kambodscha. Und den wollen wir rauf, da wir doch so gerne wandern und das in letzter Zeit wirklich zu kurz gekommen ist. Da es von offizieller Seite nicht erlaubt ist, da alleine hochzuwandern, müssen wir uns einen Guide für die zweitägige Tour holen. Gesagt, getan. Am nächsten Morgen werden wir um 8:30 Uhr von einer vietnamesischen Frau im mittleren Alter vom Hotel abgeholt, welche uns den Berg hinaufführen soll. Sie trägt traditionelle Kleidung und erzählt uns, dass sie aus einem Dorf hier in der Nähe stammt. Das Interessante ist, dass viele Dörfer ihre eigenen Sprachen und Traditionen haben. Sie spricht also gar kein Vietnamesisch, sondern eine ganz andere Sprache. Schon als wir die Wanderung beginnen, merken wir, wie gut uns die Ruhe in der Natur tut. Wir sind ganz allein, und wir sehen kaum andere Menschen. Es geht durch Bambuswälder bei strahlendem Sonnenschein.



Uns fällt jetzt erst auf, wie sehr wir die Natur vermisst haben. Vor allem der ständige Verkehrslärm und das laute Geschnatter der Vietnamesen sind uns schon ein bisschen auf den Geist gegangen. Doch jetzt ist alles vergessen! Als wir nach zwei Stunden an einer Art Camp ankommen, bekommen wir erstmal Mittagessen von unserem Guide zubereitet, bevor es weitere drei Stunden hinauf zum Basecamp geht.


Der Aufstieg ist teilweise anstrengend, und wir müssen Leitern klettern und Felsen erklimmen. Insgesamt sind wir aber positiv überrascht, dass wir schon so früh am Nachmittag oben ankommen. Dort im Basecamp werden wir die Nacht verbringen.

Erstaunt stellen wir fest, dass nur zwei weitere Leute heute diese zweitägige Tour machen, ein Paar in unserem Alter aus Großbritannien. Das heißt, dass es auf jeden Fall nachts nicht zu laut werden wird, wir schlafen nämlich nicht gerade in luxuriösen Einzelzimmern. Ehrlich gesagt erinnert uns unser Schlafsaal von außen ein bisschen an einen Kuhstall.



Innen ist er dann aber erfreulicherweise etwas aufgeteilt, und wir bekommen unseren eigenen Bereich. Viel Privatsphäre hat man trotzdem nicht, da die Wände nicht bis ganz hoch zur Decke gehen und man somit alles von jedem im Stall hört. Tja, und dann wären da noch die Betten. Die sind nämlich nicht vorhanden. Wir bekommen uralte Styropor-Matten ohne Überzug und einen alten Schlafsack auf den Boden gelegt. Der Schlafsack wird auch ziemlich sicher nicht gewaschen zwischen den Wanderern. Lecker! Hinzu kommt, dass es in solch luftigen Höhen ziemlich kalt ist nachts, deshalb sind wir umso froher, uns aneinander wärmen zu können. Zuvor gibt’s jedoch noch Abendessen. Über einem Feuer wird ein riesiger Topf Reis gekocht, dazu gibt es verschiedene Gerichte mit Gemüse, Ei und Fleisch.



Unsere Wanderfreunde aus Großbritannien kaufen sich gleich noch eine Flasche Happy Water Schnaps, damit sie die doch etwas sehr rustikale Schlafsituation besser überstehen können, meinen sie.
Da wir am nächsten Morgen schon um 4 beim Frühstück sein müssen, verabschieden wir uns schon bald ins Bett. Wie erwartet ist es mächtig kalt. Hinzu kommt, dass wir nicht mal ein Fenster haben, sondern ein Loch mit einer Folie, die im Wind raschelt.

Wir träumen schon jetzt von unserem tollen Hotel in Sapa, in welches wir am nächsten Tag zurückkehren werden. Aber gut, da müssen wir jetzt durch! Nach sehr wenig Schlaf klingelt unser Wecker also um kurz vor 4 Uhr morgens. Wir begeben uns hoch zum Essensraum, wo schon wieder ein Feuer brennt, an dem wir uns wärmen können. Unsere Guides zaubern uns Nudelsuppen mit Spiegelei zum Frühstück und bereiten uns schon mal darauf vor, dass es heute noch regnen könnte. Draußen ist der Nebel so dick, dass man kaum einen Meter weit sieht. So müssen wir jetzt erstmal im Dunkeln noch über eine Stunde zum Gipfel laufen. Der ganze Grund, wieso wir so früh aufgestanden sind, war ja eigentlich nur, um den Sonnenaufgang vom Gipfel aus zu sehen. Tja, das war aber wohl ein Satz mit X, denn die Sonne ist leider hinter den dicken Wolken und Nebelschwaden. Außerdem ist es kalt und der Wind pfeift. Ein paar Regentropfen fallen auch immer wieder.

Eigentlich hatten wir uns total auf den Gipfel gefreut, weil wir ja um diese frühe Uhrzeit die einzigen dort oben sein würden. Später läuft ja dann die Gondel an und bringt Touristen hoch, die nicht laufen wollen. Oben auf dem Gipfel werden wir erstmal von einer großen Buddha-Statue begrüßt.

Kathi erblickt sogleich ein Café, welches aber wegen der frühen Uhrzeit noch geschlossen hat. Wie schön wäre es jetzt, sich an einem Tee im Warmen zu wärmen! Einerseits frieren wir, andererseits sind wir aber auch total verschwitzt vom Aufstieg. So hatten wir uns das eigentlich nicht vorgestellt. Als wir dann an der höchsten Plattform oben ankommen, ziehen die dicken Nebelschwaden aber dann auch mal weg, und man kann den blauen Himmel sehen. Kurze Zeit später kann man dann den Nebel aber wieder beobachten, wie er den Berg hinaufkriecht. Unser Guide überreicht uns sogar noch eine Medaille und Urkunde, weil wir den Gipfel erklommen haben.


Da es aber auch mächtig kalt ist, beschließen wir, uns wieder auf den Weg nach unten zu machen. Der Weg würde einige Stunden kosten und anstrengend werden. Das Wetter ist ganz schön verrückt an dem Tag. Die Nebelschwaden sind fast wie feiner Sprühregen, der aber immer wieder von Sonnenstrahlen aufgebrochen wird. Als wir durch die Bambuswälder wandern, erscheint der Weg plötzlich ganz anders als am Vortag, und der Nebel verleiht der Umgebung fast etwas Mystisches. Auch in der Ferne kann man die dicken Schwaden beobachten, wie sie die Berge hinauf- und hinunterziehen. Ein besonderes Naturschauspiel. Die Feuchtigkeit macht uns den Abstieg jedoch nicht leichter, da es schon manchmal gut rutschig ist auf den Felsen.



Wir schaffen es aber unbeschadet und sind um halb 2 nachmittags zurück im Hotel, wo wir uns erstmal eine heiße Dusche und die alltägliche Suppe gönnen. Das gibt einen mächtigen Muskelkater, so viel ist sicher! Ansonsten war’s das jetzt erstmal mit dieser Reise. Am nächsten Tag geht’s zurück nach Hanoi, von wo aus wir dann auch wieder nach Hause fliegen werden, um unseren nächsten Heimaturlaub in Deutschland anzutreten, bevor es dann weiter nach Kanada zum Arbeiten geht.


Seit Anfang Januar letzten Jahres waren wir unterwegs. Eine Zeit, die sich manchmal wie ein ganzes Leben angefühlt hat. Eine Zeit voller Abenteuer, Begegnungen, Herausforderungen und unvergesslicher Momente. Wir sind losgezogen mit Neugier, mit offenen Herzen und mit dem Wunsch, die Welt und uns selbst besser kennenzulernen. Jetzt ist die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen – zumindest von diesem Kapitel. Wir haben so vieles zum ersten Mal gemacht: Zum ersten Mal in einem Kloster gelebt und über den Buddhismus gelernt. Zum ersten Mal per Anhalter gefahren und uns auf das Vertrauen fremder Menschen eingelassen. Wir haben zum ersten Mal Englisch unterrichtet und erlebt, wie es sich anfühlt, Wissen weiterzugeben. Wir haben gelernt, eine Kokosnuss mit einer Machete zu öffnen, haben das erste Mal nüchtern Silvester gefeiert, sind zum ersten Mal einen Vulkan hinaufgestiegen und haben zum ersten Mal bei einer Wanderung unsere eigenen Grenzen überschritten – und dann festgestellt, dass dahinter noch so viel mehr möglich ist. Und das ist nur ein Bruchteil dessen, was wir erlebt haben. Diese Liste könnte ewig weitergehen. Aber Reisen ist nicht nur eine Aneinanderreihung von Erlebnissen. Es ist eine Reise zu sich selbst. Wir haben so viel über uns gelernt – darüber, was uns glücklich macht, was wir brauchen und was nicht. Darüber, wie wir unser Leben gestalten wollen und welche Wege wir nicht (mehr) gehen möchten. Und auch darüber, dass man sich selbst überall hin mitnimmt – egal, ob in die lauten Straßen Bangkoks, an einsame Strände oder auf einen Berggipfel bei Sonnenaufgang. Doch am liebsten erinnern wir uns an die Erlebnisse, bei denen wir Menschen ins Herz geschlossen haben. An die unzähligen Gespräche mit Fremden, die zu Freunden wurden. An die gemeinsamen Abende voller Lachen, an die helfenden Hände, an all die Begegnungen, die unser Bild von der Welt verändert haben. Denn am Ende sind es nicht nur die Orte, sondern vor allem die Menschen, die eine Reise unvergesslich machen. Nun ist es an der Zeit, innezuhalten, das Erlebte zu verarbeiten und Platz für Neues zu schaffen. Dieser Abschied fühlt sich schwer an, aber gleichzeitig auch richtig. Denn jedes Ende ist auch ein Anfang. Danke an alle, die uns auf dieser Reise begleitet haben – ob unterwegs oder aus der Ferne. Und wer weiß – vielleicht lesen wir uns irgendwann wieder, wenn es heißt: „Auf ins nächste Abenteuer.“

