Wenn das Hostel brennt und die Taiwanesen Kaffee trinken


13.01-20.01
Unser nächster Stopp ist im Süden des Landes. Wir nehmen wieder einen bequemen und sauberen Zug und müssen dann noch in einen Bus umsteigen, um die letzte Stunde hinter uns zu bringen. Sobald wir die Westküste erreichen, werden wir schon mit strahlendem Sonnenschein begrüßt. Wir sind total happy, dass unsere Recherchen, dass es nur an der Ostküste so bewölkt sein soll, anscheinend stimmen. Ehrlich gesagt wurden wir schon ganz depressiv bei dem trüben Wetter! In der Unterkunft, die nur 50 Meter vom Meer entfernt liegt, angekommen, richten wir erst mal unser Zimmer ein. Hier wird definitiv mal wieder der Rekord für das kleinste Zimmer gebrochen. Immerhin gibt es aber ein Fenster, was bei den Low-Budget-Zimmern, in denen wir immer wohnen, nicht gerade selbstverständlich ist. Der Ort ist eigentlich tagsüber wie ausgestorben und besteht nur aus einer Straße mit Restaurants, die aber meist geschlossen sind. Abends machen dort dann viele Streetfood-Buden und Restaurants auf. Zu unserer Verwunderung sind abends die Straßen voll mit großen Gruppen von Kindern und Jugendlichen, die sich die Bäuche vollschlagen. Ist der Ort wohl beliebt für Abschlussfahrten oder Ähnliches?

Am nächsten Tag wollen wir einen Ausflug in ein großes Waldschutzgebiet machen. Da wir ja schon so gute Erfahrungen mit dem Trampen hier haben, versuchen wir es gleich noch mal. Nach kurzer Zeit werden wir von einem jungen Paar mitgenommen und direkt vor den Toren des Parks abgesetzt. Wir bekommen eine kleine Karte beim Eingang und beginnen, das Areal zu erkunden. Besonders Jonas ist gleich ganz angetan von den vielen alten Bäumen, die es hier gibt. Sie haben wunderschöne alte Wurzeln, die sich oberirdisch überall hinschlängeln. Als wir ein Plateau erreichen, haben wir eine wunderschöne Aussicht auf die Küste. Dahinter verbirgt sich ein weiterer Wald mit Felsen. Wenn man genau hinschaut, kann man erkennen, dass es sich um Korallen handelt. Diese wurden vor langer Zeit durch die Verschiebung tektonischer Platten aus dem Meer hier hochgeschoben. Außerdem gibt es wunderschöne Höhlen, in denen Wurzeln von den Bäumen draußen bis durchs Höhlengestein gewachsen sind. Wir sehen auch eine kleine Fledermaus, die sich entschieden hat, ganz niedrig an einem Felsvorsprung zu schlafen. Somit können wir sie aus nächster Nähe beobachten. Der Park ist ein echter Glücksgriff und etwas ganz Besonderes!

Als wir auf dem Heimweg auf der Straße zurück nach unten in den Ort laufen, entscheiden wir uns bewusst dagegen, zu trampen, da die Straße wenig befahren ist und es total viele Affen am dicht mit Dschungel bewachsenen Straßenrand gibt. Auf dem Heimweg können wir dann sogar noch Surfer im Meer beobachten, da es ja hier nicht so kalt ist und die Sonne scheint. Nach einem weiteren Ausflugstag zu einem Leuchtturm am Meer und einer Wanderung zum „südlichsten Punkt Taiwans“ packen wir am nächsten Tag unsere Sachen, um uns auf nach Kaohsiung zu machen.

Dort ist das Kloster, in dem wir für zwei Wochen arbeiten wollen. Vorher haben wir jedoch noch ein paar Tage Zeit, um die Stadt zu erkunden und uns mit Leo, dem Taiwanesen, den wir durch Graham kennengelernt haben, zu treffen.

Die Fahrt dorthin ist schon mal abenteuerlich. Da Kathis Buskarte aus unerfindlichen Gründen gesperrt ist und man diese erst im nächsten Ort entsperren lassen kann, müssen wir also mal wieder trampen. Kathi schreibt sogar noch den Stadtnamen, wo wir hinwollen, in chinesischen Zeichen auf ein Pappschild, damit nichts mehr schiefgehen kann. Nach nur drei Minuten nehmen uns zwei freundliche Feuerwehrmänner mit, die gerade auf dem Weg zum nächsten Ort sind. Sie lassen uns direkt bei der Bushaltestelle raus und Kathi kann ihre Karte entsperren lassen. Statt aber den Bus zu nehmen, denken wir uns, wieso wir nicht einfach weiterhin trampen, immerhin lernt man dadurch nette Leute kennen und man spart obendrein noch Geld. Nach kurzer Wartezeit nimmt uns ein älteres Pärchen mit. Sie scheinen total lustig zu sein und bieten uns sogar was zu trinken an. Nachdem sie uns eine Stunde mitgenommen haben, lassen sie uns kurz vor der Stadt aussteigen, da sie ab dann in eine andere Richtung fahren. Von dort aus nimmt uns dann noch ein anderer Einheimischer mit in die Stadt. Wir sind ganz stolz, es bis zu unserem Hostel geschafft zu haben, und das sogar in kürzerer Zeit als mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Wir sind gleich ganz begeistert von der Stadt. Der U-Bahnhof bei unserem Hostel ist der schönste, den wir je gesehen haben. Es gibt eine riesige, mit Kunst bemalte Glaskuppel und ein Klavier, auf dem man spielen kann. Auch unser Hostel ist schön und sauber. Wir teilen uns diesmal ein Zimmer mit anderen, aber immerhin haben wir ein großes Doppelbett mit einem Vorhang davor und somit Privatsphäre.

Die Nachtruhe in der ersten Nacht wird jedoch schon um 6 Uhr morgens unterbrochen. Wir wachen zu dieser unchristlichen Uhrzeit von einem lauten Alarm auf. Auch eine Durchsage auf Chinesisch wird regelmäßig dazwischen abgespielt. Zuerst denken wir, es ist vielleicht ein Erdbebenalarm. Als wir die Leute in unserem Zimmer fragen, was gesagt wird, meinen sie, dass es ein Feueralarm ist. Zuerst denken wir, dass es ein Fehler sein muss, dann bemerken wir jedoch, dass es nach Rauch riecht. Da wir uns im fünften Stock befinden, sollten wir also so schnell wie möglich raus hier, denken wir uns. Während Jonas gleich loswill, packt Kathi noch die wichtigsten Sachen wie Laptop und Wertgegenstände ein. So viel Zeit muss sein!

Naja, als wir über das Treppenhaus nach unten laufen, sehen wir sogar noch jemanden im Bad die Zähne putzen. Wir können uns dieses Verhalten nur folgendermaßen erklären: Taiwanesen müssen ja sehr oft irgendwelche Naturkatastrophen ertragen. Für die ist ein Erdbeben oder ähnliches ja eigentlich schon normal (was wir auch noch am eigenen Leib zu spüren bekommen werden, aber dazu im nächsten Blogeintrag). Deshalb kann sie wahrscheinlich so ein lausiger Feueralarm nicht aus der Fassung bringen!

Unten in der Lobby angekommen wird der Rauch immer stärker. Als wir zur Tür laufen, sehen wir sogar einen Taiwanesen am Frühstückstisch sitzen und Kaffee trinken, der laute Alarm ist ihm anscheinend egal. Langsam wird uns bewusst, dass es so schlimm nicht sein kann. Außerdem bemerken wir, dass der Rauch irgendwie nach verbranntem Toast riecht. Ein Gast muss wohl ein Toastbrot so dermaßen im Toaster verbrennen haben lassen, dass das ganze Hostel verraucht war. Derweil, als wir an der Rezeption vorbeikommen, versuchen die Mitarbeiter den Alarm abzuschalten, leider lange ohne Erfolg. Nach kurzer Zeit draußen vor der Tür gehen aber alle wieder rein, weil die Gefahr ja anscheinend gebannt ist.

Wir schleppen uns wieder nach oben, sind todmüde und legen uns nochmal hin. Leider wachen wir erst um 11 Uhr wieder auf. Leo hatte uns schon um 9 Uhr geschrieben, dass er uns abholen will. Wir machen uns blitzschnell fertig und werden unten schon von ihm erwartet. Er holt uns mit dem Auto ab und bringt uns erst mal in ein schönes italienisches Restaurant zum Mittagessen. So edel waren wir schon lange nicht mehr essen. Danach machen wir einen Ausflug mit der Fähre auf eine nahegelegene Insel.

Dort treffen wir dann auch Leos Vater, der uns gleich leckeren frittierten Süßkartoffelkuchen kauft. Zusammen wandern wir dann hoch zu einem Leuchtturm und einer alten Festung mit Aussicht aufs Meer.

Danach stößt dann auch noch Leos Freundin dazu und wir machen aus, abends später noch zusammen zu einem Nachtmarkt zu gehen und dort zu essen.

Der Ausflug wird spannender als gedacht, denn anstatt nur zu essen, werden wir mit der Glücksspielsucht der Taiwanesen bekannt gemacht, aber dazu gleich mehr. Zunächst essen wir uns durch den geschäftigen Markt. Es gibt allerlei Leckereien. Ausnahmsweise gibt es heute mal Fleisch. Wir gönnen uns gegrilltes Angus Beef aus den USA, welches im Mund zerschmilzt.

Danach gibt’s Dumplings, was man vielleicht am ehesten mit schwäbischen deftigen Maultaschen vergleichen kann. Außerdem holen wir uns noch gegrillten Tintenfisch und gegrillte Kräuterseitlinge, einer unserer Lieblingspilze.

Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen haben, geht der Unterhaltungsteil los. Es gibt nämlich auf dem Markt nicht nur Essen, sondern auch unzählige Buden, in denen man gegen einen Einsatz etwas spielen oder gewinnen kann. Wir beginnen mit einem Spiel, bei dem man Ringe auf Flaschenhälse wirft. Wenn der Ring im Flaschenhals landet, kann man Alkohol gewinnen. Leider haben wir dabei kein Glück.

Leo schleppt uns sogleich weiter zum nächsten Spiel. Man kann anscheinend hier auf eine Wurst wetten. Ja, ihr habt richtig gehört. Es gibt eine gegrillte Wurst, die man gewinnt, wenn man eine gewisse Anzahl an Punkten sammeln kann, indem man eine Kugel in ein gewisses Loch schießt bei einem Spiel.

Danach wird’s dann richtig verrückt. Jeder kennt ja diese Greifautomaten, bei denen man mit einem Greifarm ein Kuscheltier oder Ähnliches aus einem Automaten fischt. Diese gibt es hier auch in Hülle und Fülle. Das Lustige hier ist jedoch, was sich in den Automaten befindet. Leo und seine Freundin bringen uns in eine Art Supermarkt. Es gibt alles Mögliche von Fleisch, Getränken bis hin zu Servietten dort. Anstatt dass die Leute die Sachen jedoch kaufen, befinden die Dinge sich in Greifautomaten. Wenn man Geschick oder Glück hat, kann man hier also richtig sparen – oder auch nicht. Jonas versucht, sich eine Art Schokodrink aus einem Automaten zu fischen. Er hat Glück und macht somit ein Schnäppchen.

Leo und seine Freundin sind ganz angetan und gehen von einem Automaten zum nächsten. Zu unserer Verwunderung gibt es riesige Geschäfte, in denen ein Automat nach dem anderen drinsteht. Auch viele Kinder verspielen in ihnen offensichtlich ihr ganzes Taschengeld.

Als wir Leo fragen, ob die Taiwanesen das Glücksspiel etwa sehr gerne haben, stimmt er uns nur lachend zu. So wird hier anscheinend der typische Samstagabend verbracht. Als Leo uns im Auto nach Hause kutschiert, müssen wir schon ganz schön über die Spielkultur schmunzeln – was für ein Kulturschock. Nachdem wir nun etwas mehr über Taiwan wissen, sind wir schon ganz gespannt, was uns im Kloster hier erwarten wird. Dass es ein Kloster der Superlative ist und was für tolle Sachen uns dort erwarten, werdet ihr im nächsten Blogeintrag zu lesen bekommen! Bleibt dran!


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