Von Bus-Fiasko und Grillhendl-Glück: Unsere Erlebnisse beim pingeligsten Gastgeber Montenegros


4.9-9.9
Die Fahrt von Herceg Novi zu unserem nächsten Ziel, dem Wanderort Žabljak, gestaltet sich mal wieder unerwartet kompliziert. Wir haben einfach kein Glück mit den Bussen in Montenegro! Im Internet fanden wir einen Bus, der vormittags direkt nach Žabljak fährt. Am Busbahnhof erfahren wir jedoch, dass es gar keinen direkten Bus gibt. Wir müssen zuerst nach Kotor fahren, um dann wieder in die andere Richtung zu reisen, um unser Ziel zu erreichen. Gesagt, getan. In Kotor angekommen, müssen wir erst einmal über eine Stunde auf den nächsten Bus warten. Als der Minivan ankommt, steigt ein sichtlich genervter Busfahrer aus. Als eine Frau ihm ihr Ticket zeigen will, schreit er sie an, weil sie anscheinend beim falschen Bus steht. Das fängt ja gut an, denken wir uns. Erfreulicherweise gibt es auch keine funktionierende Klimaanlage, und wir schwitzen ordentlich, während wir uns die Serpentinenstraßen hochschlängeln. Den Vogel schießt schließlich eine Frau gegenüber von uns ab, die sich während der Pause eine Zigarette ansteckt, ohne ihren Platz zu verlassen. Die Osteuropäer und ihre Zigaretten!

Als wir endlich ankommen, wartet unser Gastgeber bereits im Garten sitzend auf uns. Er scheint ein alter Junggeselle zu sein, der das Haus seiner Oma geerbt hat und jetzt ein paar Zimmer vermietet. Er selbst wohnt auch dort. Als wir ankommen, sollen wir sofort unsere Schuhe vor der Tür ausziehen, denn er ist sehr reinlich. Trotz des fortgeschrittenen Alters des Hauses ist alles sauber. An diesem Abend machen wir nicht mehr viel, da wir am nächsten Tag eine lange Wanderung geplant haben.

Am nächsten Morgen geht es früh los in Richtung Nationalpark Durmitor. Zunächst müssen wir eine halbe Stunde laufen, um den Eingang des Parks zu erreichen. Von dort aus beginnen wir den Aufstieg auf einen recht hohen Berg. Oben angekommen, machen wir Brotzeit und genießen die spektakuläre Aussicht. Lange bleiben wir jedoch nicht, weil die Sonne brennt. Ohne wirklich auf die Karte im Handy zu schauen, folgen wir den Wegmarkierungen und wundern uns, dass wir uns durch dichtes Kieferngehölz schlagen müssen. Die roten Markierungen haben uns aber immer wieder bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind – dachten wir. Als Kathi erneut auf die Karte schaut, bemerkt sie, dass wir in die völlig falsche Richtung laufen. Na toll! Also alles wieder zurück! Wir bewegen uns am Rande von Bergabhängen entlang, und der Wind weht teilweise so stark, dass wir Angst haben müssen, hinuntergeweht zu werden. Als wir wieder beim Ausgangspunkt ankommen, schauen wir erneut auf die Karte. Irgendwo hier muss es einen Weg nach unten geben. Der Weg, den unsere Wander-App als „mittelschwer“ angibt, ist jedoch ziemlich steil. Nach ewigem Suchen im gefühlten Orkan – wir haben kaum unsere eigenen Worte verstanden, weil der Wind so stark um unsere Köpfe peitschte – finden wir endlich einen kleinen Pfad nach unten. Der steile Abstieg fordert uns ordentlich. Unten angekommen, geht es in der prallen Sonne weiter über Stock und Stein. Langsam wird auch unser Wasser knapp, und wir müssen rationieren. Der Weg nach unten zieht sich, und wir suchen verzweifelt nach einem Fluss auf der Karte, um unser Wasser aufzufüllen. Als wir die eingezeichneten Flüsse erreichen, sind diese aufgrund der Sommerhitze jedoch ausgetrocknet. Irgendwann erreichen wir endlich den großen blauen See, auf den wir uns schon gefreut hatten. Dort gibt es ein Restaurant, in dem wir endlich unsere Wasserflaschen auffüllen können. Da es schon recht spät ist, trinken wir jedoch nichts mehr im Restaurant, sondern machen uns auf den Heimweg. Die Wanderung sollte eigentlich sechs Stunden dauern, aber wir haben unsere Unterkunft um kurz vor 9 Uhr morgens verlassen und sind erst um 19 Uhr zurückgekehrt – da wir zusätzlich noch eine gefühlte halbe Stunde im Supermarkt warten mussten, um an der Kasse zu zahlen. Da unsere Unterkunft keine richtige Küche hat und die Restaurants hier relativ teuer sind, wir aber trotzdem mal wieder etwas Warmes essen wollen, entscheiden wir uns für die einzig sinnvolle Lösung: Im Supermarkt gibt es eine Wärmetheke mit fertig gebratenem Grillhendl, das in einer Plastiktüte verpackt den Weg zum Konsumenten finden soll. Von diesem Augenschmaus sind wir natürlich gleich begeistert und kaufen uns das gute Stück. Als wir nach insgesamt zehn Stunden unterwegs endlich heimkommen, brennen unsere Beine wie Feuer. Zum Glück gibt es noch die zwei Liter Bier in der Plastikflasche, die wir im Kühlschrank gelagert hatten. Passt perfekt zum Grillhendl! Nach dem „Assi-Schmaus“ fallen wir sofort in Ohnmacht und schlafen zehn Stunden.

Am nächsten Tag passiert daher nicht viel – eigentlich liegen wir bis 15 Uhr nachmittags im Bett. Danach unternehmen wir noch einige schöne Wanderungen in der Umgebung und baden im türkisfarbenen Gletschersee, um uns zu erfrischen. Was uns jedoch auf jeden Fall in Erinnerung bleiben wird, ist unser Gastgeber. Er ist schon ein lustiger Zeitgenosse. Sein Gesichtsausdruck ist eigentlich immer mürrisch, und er sieht stets aus, als ob er schlecht gelaunt wäre. Das scheint aber einfach sein normaler Gesichtsausdruck zu sein. Sein Sinn für Sauberkeit ist auch zum Schmunzeln. Mehrmals täglich holt er einen lauten Industriesauger heraus, um die vielen Teppiche im Haus von Bröseln zu befreien. Unsere Schuhe, die wir im Hauseingang ausziehen, räumt er immer ordentlich in ein Regal, um für Ordnung zu sorgen. Eigentlich kann man ihn gar nicht so richtig in Worte fassen – man muss ihn einfach gesehen und erlebt haben.

Für uns geht es jetzt so schnell wie möglich nach Albanien. Wir haben vor, einen Teil der Strecke zu trampen – mal sehen, was dabei wieder rauskommt!


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