29.01 – 01.02
Als wir am Busbahnhof in Cartagena ankommen steht uns noch eine halbstündige Autofahrt in den historischen Stadtteil bevor. Schnell finden wir einen Taxifahrer der uns in einem Affentempo zu unserem Hostel im historischen Stadtteil fährt. Die äußeren Stadtteile sind weniger schön und heruntergekommen. Nebenbei hört unser Fahrer kontinuierlich sehr laut Sprachnachrichten ab, telefoniert, schaut sich Konzerte auf Youtube an oder schaut Nachrichten. Nach einer 20 minütigen Fahrt erreichen wir endlich den historischen Stadtteil. Er stellt optisch einen starken Kontrast zu den bereits überwundenen Vororten dar. Die Häuser sind plötzlich sehr bunt, gespickt mit Pflanzen und überall ist Graffiti und tolle Kunst an den Wänden. Kathi ist sichtlich begeistert, da sie realisiert, dass jetzt die Arbeit hinter uns liegt und wir uns ab jetzt zu 100 Prozent dem Entdecken ohne Verpflichtungen widmen können. Obwohl es schon spät ist, wollen wir es uns nicht nehmen lassen, sofort einen Abstecher nach draußen zu machen. 50 Meter von Hostel entfernt ist ein Platz mit Streetfood, Cocktails und Musik. Wir sind begeistert und verschaffen uns einen kurzen Überblick über das Angebot und entscheiden uns für vegetarische Arepas (Maisfladen). Endlich wieder Gemüse und Obst! Das war ja beim Volunteering unserer Meinung nach zu selten auf den Tellern. Kathi ist irgendwann total gehyped und aufgedreht aufgrund des tollen Vibes der Stadt (und vielleicht auch wegen der Margaritas?). Auf den Fassaden der alten Kolonialbauten ranken sich Pflanzen mit farbenfrohen Blüten und alles scheint mit einer Patina überzogen zu sein. Unser Hostel liegt mitten im Gewusel und der Standort hätte nicht besser sein können.


Am nächsten Tag schlafen wir aus (aufgrund der Arbeitszeiten im Hostel wachen wir um 7 Uhr auf) und genießen erstmal unser Frühstück auf der Dachterrasse des Hostels. Danach starten wir los in eine Kunstgalerie und gönnen uns danach ein Bierchen in einem kleinen Café gegenüber von unserem Hostel. Kaum haben wir unser Bier geöffnet setzt sich ein etwas zerstreut wirkender Typ aus Belfast neben uns und quatscht uns sogleich an. Er erzählt uns, dass heute nicht gerade sein Tag ist, da früher am Tag ein Taxifahrer seinen Laptop geklaut hatte Noch dazu wurde einen Tag vorher wohl sein Handy, welches er im Hostelzimmer zum laden angesteckt hatte, geklaut. Aber er könne sich nicht beschweren, denn er hätte ja immer noch zwei gesunde Beine und das sei die Hauptsache. Er erzählt uns, dass er schon seit circa zwanzig Jahren immer wieder längere Reisen macht und sein Geld mit Investments verdient. Er hätte aber auch an der Entwicklung von Prothesen mitgewirkt. Wir merken schnell, dass der Typ, der wohl an die 45 ist, ziemlich verbraucht aussieht. Man kann sich denken, was er auf seinen Reisen immer so getrieben hat. Wir sollten recht behalten und die Stories lassen nicht lange auf sich warten. Eine der verrücktesten ist, als er uns erzählt, in welchen Ländern er schon überall (zu Unrecht) im Knast gesessen war. In den USA etwa hatte er einem sterbenden Menschen auf der Straße helfen wollen und war deshalb von seinem Blut verschmiert und wurde des Mordes an ihm verdächtigt. Sein Anwalt hätte ihn dann aber nach ein paar Monaten wieder freigeboxt. Kathi fragt ihn, in welchem Land er die schlimmste Knasterfahrung hatte. Er meint, dass es in Kambodscha mit Abstand am schlimmsten gewesen sei. Er hätte keine 15000 Dollar Schutzgeld an eine Mafia zahlen wollen und sei deshalb in den Knast gewandert. Dort befanden sich an die 90 Personen in einem Raum, welche langsam vor sich hinsiechten. Es gab kaum Tageslicht und nur schmale Schlitze in den Mauern. Dort hätte er sich auch die Augen kaputt gemacht und bräuchte nun eine Brille weil er dort nur die ganze Zeit in seinen Handybildschirm gestarrt hatte, weil es sonst nichts zu tun gab. Er meinte, alle Wände, Matratzen und Ablagen seien von einer klebrigen Schicht überzogen gewesen, die von den jahrelangen Ausdünstungen und Exkrementen der Häftlinge kam. Wir unterhalten uns an die zwei Stunden mit dem Kerl und kriegen noch einige schockierende Einblicke in sein Leben. Irgendwann müssen wir uns jedoch verabschieden, da wir ein Stadtführung geplant hatten. Am selben Abend treffen uns wir dann auch wieder mit dem deutsch-kolumbianischen Duo Paulina und Robert, welches wir auf der Insel kennengelernt hatten. Sie hatten auch noch ein paar Tage in Cartagena geplant und wir verbringen noch einen feuchtfröhlichen Abend auf dem Platz in der Nähe unseres Hostels.
Am letzen Tag vor unserer Abreise gehen wir erstmal schön gediegen in ein italienisches Restaurant, welches uns empfohlen wurde.

Wir haben nach einem Monat den Reis etwas satt und wollen mal was anderes. Erfreulicherweise stellt Kathi fest, dass ihr Durchfall, den sie während des Aufenthaltes auf der Insel hatte, jetzt plötzlich weg ist. Komisch! Auch unser neuer Freund Diego schreibt uns, dass er ähnliche Beobachtungen bezüglich seinen Stuhlgangs macht, nachdem er die Insel verlässt. Äußerst interessant! Nach dem Essen treffen wir uns nochmal mit Paulina und Robert in einem Literatur Café.

Danach gehen wir alle zusammen Streetfood essen. Seit der Insel ernähren wir uns nur noch vegetarisch. Uns ist das Fleischgefresse einfach total vergangen. Manchmal braucht es gar keine Tierqual-Doku um einen davon wegzubringen, sondern einfach nur gekochte Schweinehufe. Das war eines der schlimmstes Gerichte, die uns auf der Insel vorgesetzt wurden, für die Menschen aus der Gegend ist es jedoch wohl eine Delikatesse. Gerne hatten wir darauf verzichtet und einfach nur den Reis daneben gegessen. Naja, das ist nun Vergangenheit und wir sind (mal wieder) total healthyyy unterwegs! Nach einem weiteren lustigen Abend freuen wir uns mega auf unser nächstes Ziel, es geht endlich in den Dschungel! Stay tuned!





